Wirtschaft

Blümel gegen „schleichende Abschaffung von Bargeld“

Um besser gegen Geldwäsche und Korruption vorgehen zu können, will die EU ein Limit von 10.000 Euro für Bargeldgeschäfte einführen. Zudem soll bis 2023 eine eigene Kontrollbehörde etabliert werden. Während Länder wie Belgien (3.000 Euro), Portugal (1.000 Euro) oder Griechenland (500 Euro) Limits haben, sprechen sich ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel und Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gegen ein solches aus.

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Österreich unterstütze den Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, so Blümel, doch es sei eine Illusion zu glauben, dass kriminelle Energie nur mit Bargeld stattfinde. „Wir sehen, dass Wirtschaftsverbrecher zunehmend auf den digitalen Raum ausweichen und hier braucht es in Zukunft stärkere Anstrengungen. Das halte ich für zielführender als willkürliche Obergrenzen, die die bisherige Tendenz zur Abschaffung des Bargeldes verstärken.“

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Rund 550 Millionen Banknoten in einem Wert von 30 Milliarden Euro sind laut OeNB derzeit im Umlauf. Hinzu kommen 8 Milliarden Münzen im Wert von 1,7 Milliarden Euro. Tendenz – nach dem Lockdown, in dem verstärkt mit Karte bezahlt wurde – wieder steigend.

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Dass in Österreich um Bargeld teils gebangt wird, das zeigt das Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldzahlung“. Laut der Facebook-Seite der Organisatoren sind seit Juni über 120.000 Unterstützungserklärungen eingegangen.

Wahlfreiheit

Wie viel Wert hierzulande auf Cash gelegt wird, das zeigt eine Studie der Europäischen Zentralbank, der gemäß Österreicher im EU-Vergleich das meiste Bargeld in der Tasche haben.

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Durchschnittlich sind es zu Tagesbeginn 121 Euro. Zypern und Deutschland, wo es ebenfalls kein Bargeldlimit für Geschäfte gibt, rangieren mit 114 Euro respektive 107 Euro dahinter. Im EU-Schnitt sind 77 Euro im Portemonnaie.

Für OeNB-Gouverneur Holzmann „ist und bleibt Bargeld das einzige Zahlungsmittel, das ohne jedes technische Hilfsmittel verwendet werden kann.“ Es erfülle eine „bedeutende Funktion, nicht nur in Krisen- und Notfällen, sondern auch durch die Wahrung der Privatsphäre“, so Holzmann, der in dem Zusammenhang auf die 9.000 Bankomaten in Österreich verweist.J.Hager