Wirtschaft

Bericht: Wirecard auch im Visier von US-Ermittlern

Der insolvente deutsche Finanzdienstleister Wirecard ist einem Medienbericht zufolge auch ins Visier von US-Ermittlern geraten. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" vom Mittwoch prüft die US-Justiz, ob Wirecard in einen mutmaßlichen millionenschweren Bankenbetrug rund um eine Website zum Verkauf von Marihuana involviert ist.

Wegen des Falls wurde in den USA ein Deutscher festgenommen und angeklagt. Der Deutsche Ruben W. soll laut der Anklage gemeinsam mit einem anderen Geschäftsmann US-Banken getäuscht haben, damit diese Debit- und Kreditkartenzahlungen von mehr als 100 Millionen Dollar für den Kauf von Marihuana-Produkten abwickeln. Sie hätten dazu mit Hilfe von Zahlungsdienstleistern ein komplexes Netzwerk von Briefkastenfirmen, falschen Internetseiten und Offshore-Konten errichtet.

Damit sei verschleiert worden, dass die Kunden in Wirklichkeit online Marihuana bestellen und bezahlen, schreibt die Bundesanwaltschaft von Manhattan in der Anklageschrift, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Hintergrund ist, dass viele US-Banken Zahlungsabwicklungen beim Kauf von Marihuana verweigern, obwohl die Droge in zahlreichen Bundesstaaten legalisiert wurde.

Das "Wall Street Journal" berichtet nun unter Berufung auf informierte Kreise, die US-Justiz prüfe, ob Wirecard an dem Betrugsschema mitgewirkt habe - sowohl als Zahlungsabwickler als auch als Offshore-Handelsbank. Auch eine mögliche Beteiligung von Wirecard-Managern werde geprüft. Die Zeitung betont zugleich, der Name von Wirecard tauche in keinem öffentlich zugänglichen Justizdokument zu dem Fall auf.

Allerdings habe nach der Festnahme von Ruben W. im März in Kalifornien ein Wirecard-Manager angeboten, einen Teil der Kaution für den Festgenommenen zu übernehmen. Der Manager gab laut "Wall Street Journal" an, eng mit W. befreundet zu sein. W.s Anwälte bestreiten der Zeitung zufolge den Vorwurf des Bankenbetrugs.

Der Absturz von Wirecard in Zuge eines Bilanzskandals hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Der einst gefeierte Finanzdienstleister hat eingestanden, dass in der Jahresbilanz 1,9 Milliarden Euro fehlen und das Geld vermutlich gar nicht existiert. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt in dem Fall.