Wirtschaft

Bauern kritisieren Agrarstrategie der EU

Vor einem mehrtägigen Treffen der EU-Agrarminister in Koblenz fordern Bauernverbände Änderungen an den Reformplänen der EU-Kommission für mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft. Die EU müsse in ihrer Farm-to-Fork-Strategie und ihrer Strategie für Artenschutz "auf Lösungsstrategien statt auf politisierte Reduktionsziele setzen", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbands und des europäischen Bauernverbands Copa, Joachim Rukwied.

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und bedarfsgerechte Düngung müssten möglich bleiben. "Werden neue Auflagen diskutiert, sind zunächst Folgeabschätzungen für die Ernährungssicherung notwendig", forderte Rukwied.

Reformen

Die EU-Agrarminister kommen von Sonntag bis Dienstag zu einer informellen Tagung in Koblenz zusammen. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hatte die deutsche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner dazu eingeladen. Die CDU-Politikerin will bis zum Herbst ein Konzept für die Reform der Agrarpolitik auf die Beine stellen.

Die Farm-to-Fork-Strategie (Vom Hof auf den Teller) sieht unter anderem vor, dass der Einsatz gefährlicher oder schädlicher Pflanzenschutzmittel innerhalb von zehn Jahren halbiert wird. Außerdem sollen bis 2030 mindestens 20 Prozent weniger Dünger benutzt und der Verkauf antimikrobieller Mittel wie Antibiotika etwa für Nutztiere um 50 Prozent reduziert werden.

Abwanderung vermeiden

Wenn die EU mehr Nachhaltigkeit und Klimaneutralität bis 2050 wolle, müsse sie vorrangig die heimische Erzeugung stützen und eine Abwanderung vermeiden, forderte Rukwied. Mit Blick auf den EU-Haushalt und die Agrarsubventionen mahnte er, nur wirtschaftlich stabile und wettbewerbsfähige Betriebe könnten die Erwartungen nach höheren Leistungen im Umwelt- und Naturschutz sowie beim Tierwohl erfüllen. Statt die Kosten dafür allein auf die Landwirte abzuwälzen, müsse ein Ausgleich oder Einkommen für zusätzliche Leistungen im Umweltschutz und für mehr Tierwohl geschaffen werden.

Zugleich solle das "hohe Standard-Niveau europäischer Agrarprodukte" für die Menschen besser sichtbar werden, sagte der Bauernpräsident. Die EU brauche dafür unter anderem eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungsform-Kennzeichnung bei tierischen Produkten. Importe aus Nicht-EU-Ländern müssten als solche gekennzeichnet werden.

Auch bei den Standards für Tierhaltung und Tierschutz, den Einsatz von Pestiziden und Dünger sowie beim Umwelt- und Gewässerschutz allgemein forderte Rukwied EU-weit mehr Einheitlichkeit bei den Standards. Für einen fairen Wettbewerb im Binnenmarkt müssten "nationale Alleingänge" unterlassen werden.