Wirtschaft

Autoimporteure erwarten heuer Verkaufsplus von 19 Prozent

Nach einem Plus bei den Pkw-Neuzulassungen von 20 Prozent im ersten Quartal 2023 erwarten die Autoimporteure für das Gesamtjahr einen Zuwachs von 19 Prozent - was deutlich über den Erwartungen zu Jahresbeginn liegt. Mit 240.000 neu zugelassenen Autos wäre das aber noch weit hinter dem Corona-Vorkrisenniveau von 340.000 Fahrzeugen. "Wir verlieren pro Jahr 100.000 Einheiten, das fehlt dann später auch in den Werkstätten", so Günther Kerle, Sprecher der Autoimporteure.

Bei Elektroautos erwartet er heuer ein Plus von 18 Prozent, was laut Christian Helmenstein vom Economica Institut weit unter dem liegt, was prognostiziert wurde - womit in den nächsten Jahren noch weit mehr Verbrenner fahren würden als gedacht. Auch über 2035 hinaus, wenn in der EU keine reinen Verbrenner mehr zugelassen werden sollen. Darum sei eine Technologieoffenheit - Stichwort Wasserstoff und eFuels - bei den Antrieben notwendig, betonten heute Kerle und Helmenstein bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Beschäftigung in der Autobranche über Baubranche

Sie unterstützen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), wonach Österreich ein "Autoland" sei. Helmenstein rechnete vor, dass die direkte Wertschöpfung der Autobranche vor der Corona-Pandemie 2019 mit 18,3 Mrd. Euro jener des Beherbergungs- und Gastronomiesektors mit 18,9 Mrd. Euro entsprach. Bei der Beschäftigung liege man über dem Bausektor. Mit 209.000 direkt Beschäftigten seien so viele Menschen in Arbeit wie Linz Einwohner habe.

Unterstrichen wurde heute auch der steuerliche Effekt der Autobranche, die jährlich das siebenfache der Tabaksteuer und das 52-fache der Fremdenverkehrsabgabe abliefern würde. Den Löwenanteil mit rund einem Drittel machen die lohnabhängigen Steuern und Abgaben aus, gefolgt von der Umsatzsteuer.

"Österreich Top-5-Innovationsland"

Doch nicht nur beim Finanzamt sei die Branche ein gern gesehener Gast, auch am Patentamt würde sie ein und aus gehen. "Österreich ist ein Top-5-Innovationsland was den automobilen Fortschritt betrifft", verwies Helmenstein heute auf die europäische Patentstatistik. Hier liege Österreich ab Platz 5 bei der automotiven Erfinderdichte.

So sei Vorarlberg gerade dabei einen Autocluster zu bekommen. "Ich glaube, wir brauchen uns über die Zukunft der österreichischen Autoindustrie keine Sorgen machen. Wir sind noch Verbrennerland und werden in Zukunft zu den führerenden Ländern bei neuen Technologien gehören", meinte der Ökonom.

Poleposition bei den Verbrennern

Und er plädierte dafür, die Bedeutung des Verbrennermotors nicht zu verkennen. "Wir haben eine Poleposition bei den Verbrennern. Wir outperformen da andere Länder", so Helmenstein. Und Kerle ergänzte: "Wir erreichen die privaten Kunden mit E-Mobilität noch nicht." Verantwortlich dafür sei die mangelnde Ladeinfrastruktur, der hohe Strompreis und die "undurchsichtige Abrechnung". "Wer nicht in der Firma oder zuhause laden kann, dem würde ich derzeit kein E-Auto empfehlen", sagte Kerle.

Generell gelte im "Autoland Österreich": Es sei hinter Belgien das zweitteuerste Land in Europa in Bezug auf die Besteuerung von Pkw, "der eigene Pkw ist in Österreich schon ein Luxusgut geworden", so Kerle. Zumindest neuesten deutschen Zahlen zufolge ist der Kunde wieder mehr König. Laut der regelmäßigen Marktstudie des Duisburger Center Automotive Research (CAR) ist zuletzt der Durchschnittsrabatt bei den 30 meistverkauften Neuwagen leicht auf 16,3 Prozent gestiegen - das höchste Rabattniveau seit vier Jahren.

Wohin die Reise geht beschäftigte heute auch das Wiener Motorensymposium. Die Kfz-Industrie betonte dabei ihren "Lösungswillen" und meinte, sie wolle nicht länger der "Buhmann" sein. Die Branche sei für "Diversität in Antriebs- und Energiefragen". Gleichzeitig hielt Christoph Starzynski, Leiter Entwicklung e-Drive bei Mercedes fest: "Die Zukunft ist elektrisch."