12-Stunden-Arbeitstag bremst die Zeitarbeit
Von Anita Staudacher
Die neue Arbeitszeitflexibilisierung sorgt nicht bei allen Betrieben für Begeisterung. Die heimische Zeitarbeitsbranche hat wenig Grund zum Jubeln. Durch die Möglichkeit der temporären Ausweitung der Arbeitszeit können Betriebe ihre Auftragsspitzen besser mit Eigenpersonal abdecken und müssen nicht auf Leiharbeiter zurückgreifen. In der Vorwoche gab der Motorradhersteller KTM bekannt, 100 Leiharbeitskräfte fix anzustellen. Begründet wurde dies mit den „positiven Folgen der Gesetzesänderung zur Arbeitszeitflexibilisierung“. Auch bei Magna Steyr werden im September bis zu 100 Leiharbeiter ins Stammpersonal übernommen.
Part of the Game
Markus Archan, Sprecher der Interessensvertretung Österreichs Personaldienstleister, rechnet in den nächsten Monaten mit weiteren Übernahmen. Diese Entwicklung sei aber nicht überraschend. „Die dauerhafte Übernahme ist fixer Bestandteil unseres Geschäftsmodells, quasi Part of the Game“, sagt Archan zum KURIER. Etwa ein Drittel aller Leiharbeiter würden übernommen.
Der neue 12-Stunden-Tag werde sich zwar auf die Branche auswirken, überflüssig sei die Zeitarbeit deshalb noch lange nicht. „Unser Schwerpunkt verändert sich noch mehr weg von der reinen Überlassung hin zum Rundum-Personaldienstleister“, erläutert Archan, Chef von Hofmann Personal mit aktuell 5000 Beschäftigten. Betriebe würden das Personalwesen immer mehr auslagern und auch in Zukunft eine gewisse personelle Flexibilität benötigen.
Die Gewerkschaft sieht diese Entwicklung kritisch. Sie klagt, dass neue Mitarbeiter in einigen großen Industriebetrieben gar nicht mehr sofort direkt angestellt werden, sondern eine Zeit lang bei einer Zeitarbeitsfirma bleiben müssen. Dadurch werden Personalkosten gespart.
Rekordhoch
Die Personal-Nachfrage ist ob der guten Konjunktur vor allem in der Industrie unvermindert stark. Mit 105.000 Zeitarbeitern (+4000 gegenüber 2017) wurde Ende Juli ein neues Rekordhoch erreicht. Die Zahl der Arbeitslosen in der Zeitarbeits-Branche sank um 6,8 Prozent auf rund 30.000.