Wellness

Experten warnen: Zu wenige Kinder lernen schwimmen

In allen dritten Volksschulklassen steht Schwimmen im Lehrplan. Doch die Koordinatorin Elisabeth Wallner vom Wiener Stadtschulrat beklagt eine gefährliche Tendenz: Laut ihren Zahlen kann nur noch die Hälfte der achtjährigen Kinder schwimmen. „Es ist mittlerweile leider das Bewusstsein verloren gegangen, dass man Schwimmen nicht nur lernt, weil es ein schöner Sport und gesund ist, sondern weil es überlebenswichtig sein kann.“ Auch viele Eltern gehen nicht schwimmen oder können es gar nicht.

Renate Hauser vom Jugendrotkreuz hat eine weitere Erklärung: „Durch einen Mangel an Bädern, wo ganzjährig Schwimmkurse stattfinden können, wird das Schwimmenlernen ebenfalls erschwert.“

Sieht man sich das Angebot an Kinderschwimmkursen an, wirken viele wenig motivierend. Eine Beginnzeit von fünf oder sechs Uhr nachmittags ist für Kinder nicht ideal, außerdem sind die verfügbaren Stunden schnell ausgebucht.

In Wien zählt die Schwimmschule Steiner zu den bekanntesten, sie bietet ihre Kurse während des Jahres und geblockt in den Ferien an. Die Jüngsten unter den 3000 Teilnehmern sind erst vier Jahre alt. Immerhin 90.000 Schüler legen jedes Jahr Prüfungen für Schwimmabzeichen ab – vom Früh- bis zum Rettungsschwimmer, meldet das Jugendrotkreuz.

Zu wenig Vereine

Wer Gefallen an dem Sport findet, kann weiter in einen Schwimmkurs gehen oder alleine seinen Runden ziehen – andere Trainingsmöglichkeiten sind beschränkt. Das bedauert auch Sarah, die Mutter einer achtjährigen Baderatte: „Wir haben einen Verein gesucht, in dem mein Sohn mit anderen Kindern trainieren kann – so wie andere Fußball oder Tennis. Aber wir haben nichts Geeignetes gefunden.“

Dabei wäre Schwimmen ein gutes Hobby, warb Spitzenathletin Mirna Jukic in der Social-Media-Kampagne „Sicher im Wasser“ für ihre Leidenschaft. „Schwimmen ist die beste Sportart für Kinder, weil man von Kopf bis Fuß gleichmäßig gefordert wird. Ich selbst konnte mit drei Jahren ohne Schwimmhilfe schwimmen. Aber es muss ja nicht jedes Kind eine Olympiasiegerin werden.“

So sieht das auch Trainerin Judith Hajdu, selbst ehemalige Europameisterin: „Ich mache bei einem Training mit Kindern auch Konzentrations- und Atemübungen. Das hilft ihnen sogar dabei, sich in der Schule besser zu konzentrieren. Auch wenn die Termine spät sind – nach dem Schwimmen schlafen die Kinder gut und sind dann wieder fit für den Schultag.“