30. Juni: Sensationslust anno 1914
Von Ernst Mauritz
28. Juni bis 28. Juli 1914 – ein Monat, in dem die Weichen für die Urkatastrophe des Jahrhunderts gestellt wurden. Der KURIER erinnert in seiner 31-teiligen Serie daran, was auf den Tag genau vor 100 Jahren geschah. Heute: der 30. Juni 1914, der Tag, an dem die Leichen der Thronfolger Bosnien-Herzegowina verlassen.
Serbische vs. Wiener Zeitungen
"Um 6 Uhr früh langten die Leichen des hohen Paares mittels Hofsonderzuges aus Sarajevo in Metkovic ein", schreibt das Neuigkeits-Welt-Blatt. In dem süddalmatinischen Hafenort an der Neretva-Mündung war die Grenze des k. u. k. Reichslandes Bosnien-Herzegowina erreicht und damit auch das Ende der Bahnstrecke nach Sarajewo. Die Särge werden an Bord des Flaggschiffes der k.u.k. Marine, der SMS Viribus Unitis (das Schiff ankerte an der Neretva-Mündung) gebracht. 15.45 Uhr: "Seiner Majestät Schiff Viribus Unitis begleitet von fünf Schlachtschiffen, dem Kreuzer Spaun und mehreren Torpedobooten hat die Narenta-(Neretva-, Anm.) Mündung (Richtung Triest) verlassen", so die Wiener Zeitung.
Die neuen Thronfolger
Es gibt aber auch noch andere Themen – etwa "Moderner Naturschutz" in der Badener Zeitung: Die "immer dringlicher laut werdenden Naturschutzmaßnahmen" dürften auch nicht vor den "sogenannten schädlichen Tieren" – den Raubvögeln – haltmachen: Auch ihnen wolle man heute, wo sich ihre Zahl schon stark reduziert habe, "das Dasein gegönnt wissen".
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Was bisher geschah
"Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung", soll der deutsche Kaiser Wilhelm II. um die Jahrhundertwende erklärt haben. Das Eintreffen seiner Prophezeihung war ihm zu Lebzeiten nicht vergönnt. Im Gegenteil: In den USA ließ Henry Ford seine "Tin Lizzy", das legendäre Modell T, ab 1913 vom Fließband laufen. Der Zeitgeist huldigte den Pferdestärken, jedoch nicht im Wilhelm'schen Sinne.
Auch die Zeitungen waren voll von Automobilwerbungen. Mobilität bedeutete Fortschritt und Freiheit. Eine kleine Auswahl aus dem Schicksalsjahr 1914.
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