Was wurde eigentlich aus Pipi Langstrumpf und ihren Freunden?
Von Hillevi Hofmann
Diese Kinder haben TV-Geschichte geschrieben und wurden dafür nur mit einem Taschengeld entlohnt: Von 1969 bis 1970 standen Inger Nilsson als Pippi Langstrumpf (Regie: Olle Hellbom) und ihre Freunde Pär Sundberg als Tommy sowie Maria Persson als dessen kleine Schwester Annika gemeinsam vor der Kamera. In Schweden redet man nicht über Geld, vor allem nicht, wenn man Erfolg hat.
Vorbild für viele Generationen
Die roten Flechtzöpfe mit den frechen Sommersprossen, die Ringelstrümpfe und die berühmte Villa Kunterbunt – kaum eine Figur hat ganze Generationen so fasziniert wie Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf. Der Erfolg der Serie lag hauptsächlich daran, dass die antiautoritäre Figur der Pippi so viele Eigenschaften vereinte, die sich Kinder bis heute ersehnen: Das kleine Gör kann tun und lassen, was sie möchte. Sie macht sich über Eltern, Lehrer und Polizisten lustig - praktisch über alle Autoritäten.
Casting mit 8.000 potentiellen Pippis
Inger Nilsson war gerade einmal acht Jahre alt, als sie in die Rolle der rotzfrechen Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf (auf Schwedisch Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump) schlüpfte. Für diese Rolle hat die einstige Filmfirma über 8.000 potentielle Pippis gecastet. 49 Jahre sind inzwischen vergangen, seit Pippi und ihre Freunde Tommy und Annika auf unseren TV-Schirmen ihr kindliches Unwesen trieben.
Das Äffchen hat alle genervt
In einem Interview mit Promiflash erzählte die 59-Jährige, wie der Kontakt zu ihren früheren Filmkollegen, vor allem aber zu "Tommy" Pär Sundberg (60) und "Annika" Maria Persson (59) heute ist. Und dass sie das kleine Totenkopfäffchen namens Herr Nilsson, (ja, das Äffchen hieß tatsächlich wie Pippii im wahren Leben), stets ihr treuer Begleiter in der Serie, eigentlich gar nicht leiden konnte, da dieser sie ständig angepinkelt habe. Auch ihr Kollege Pär Sundberg fand keine allzu netten Worte über das Filmäffchen: "Dieser Affe hat genervt. Herr Nilsson musste uns auf der Schulter festgebunden werden, weil er sonst weggelaufen wäre. Das hat ihm natürlich nicht gepasst, deshalb hat er uns gelegentlich geschlagen oder an den Haaren gezogen. Und leider hat er auch nicht Bescheid gesagt, wenn er mal musste." Angeblich soll auch Pipps Pferd während der Dreharbeiten mit Beruhigunsgmitteln behandelt worden sein.
Pippi-Darstellerin war eigentlich brav und schüchtern
Tommy und Annika sollen während des Drehs besser miteinander ausgekommen sein als mit ihrer berühmten Kollegin: "Pär und ich hatten ein engeres Verhältnis. Vielleicht, weil wir im Film Geschwister waren. Inger stand immer ein bisschen abseits." Pär versuchte das indes so zu erklären: "Maria und ich kamen aus Stockholm und Malmö, Inger dagegen aus der Provinz. Sie war sehr unsicher und schüchtern." Kaum zu glauben, aber im Vergleich zu den Filmgeschwistern soll Inger Nilsson richtig brav und zurückhaltend gewesen sein.
Angesprochen auf ihre anderen Filmkollegen von einst meinte Nilsson: "Es tut mir leid, das zu sagen, aber es leben ja nur noch die Kinder." Viele Darsteller der Serie aus den Siebzigerjahren sind inzwischen verstorben. Neben Inger Nilsson, Pär Sundberg und Maria Persson weilt aber zumindest noch ein bekannter Erwachsener unter uns: "Der Papa von Tommy und Annika, Fredrik Ohlsson (Anm. 87), lebt noch. Den habe ich manchmal in Stockholm getroffen", so die Pippi-Darstellerin. Die ehemaligen Kinderstars sehen sich heute kaum noch und kommunizieren lediglich von Zeit zu Zeit über Facebook und Instagram.
Das macht Nilsson heute
Nach der Schule arbeitete "Pippi" übrigens als Sekretärin und nahm erst Jahre später wieder Rollen an. An den Erfolg von einst konnte sie allerdings nie mehr anknüpfen. So trat sie unter anderem an kleineren Theatern auf und arbeitete als Urlaubsvertretung in einer Stockholmer Herzklinik. Im Jahr 2000 stand Nilsson schließlich für die Neuverfilmung des Tucholsky-Romans "Schloß Gripsholm" vor der Kamera, wo sie an der Seite von Heike Makatsch und Jasmin Tabatabai spielte. Seit 2007 ist sie als Gerichtsmedizinerin in der ZDF-Krimireihe "Der Kommissar und das Meer" zu sehen.
Das macht Tommy heute
Pär Sundberg aka Tommy Settergren beendete bereits mit 13 Jahren seine Schauspielkarriere ("Ich fühlte mich ausgebrannt und unwohl vor der Kamera") und machte nach einer kaufmännischen Ausbildung Karriere als Geschäftsmann. Der Single leitet heute in Malmö eine Instore Marketing-Firma, die Promotion-Aktionen in Kaufhäusern und Supermärkten organisiert.
Das macht Annika heute
Obwohl Maria Persson, Tommys kleinere Schwester in der Serie, ihre Schauspielausbildung an der Calle Flygares teaterskola in Stockholm abgeschlossen hat, arbeitete sie nie wirklich in diesem Beruf. 1980 lernte sie einen Spanier kennen und zog von Stockholm nach Mallorca. Nach der Trennung lernte Persson einen anderen Mann kennen, bekam Sohn Oskar und betrieb eine Bar in Palma, die sie allerdings nach der Trennung von ihrem Kindesvater wieder verkaufen musste. Seither arbeitet Persson als Altenpflegerin.
Nilsson, Persson und Sundberg waren übrigens nie verheiratet. Die Annika-Darstellerin glaubt bis heute, dass der frühe Erfolg der Serie schuld daran habe: "Ohne Pippi wäre ich verheiratet und hätte fünf Kinder!"