Kiss-Bassist Gene Simmons hatte 4.000 Frauen
Von Dieter Chmelar
Herausragend – das perfekte Attribut für Gene Simmons, der morgen Sonntag 70 wird: Seine Bio, seine „Rock-’n’-Rolle“ und natürlich auch seine Zunge. Die soll 25 Zentimeter lang sein – sogar ein Chamäleon würde glatt auf Grün vor Neid wechseln. Beneidenswert erscheint so manches in seiner Karriere, vor allem die strikte Abstinenz trotz exzessiver Bühnenshows und die wohl daraus resultierende zähe Langlebigkeit in einem Business mit traditionell hoher und nicht selten früher Sterblichkeit.
Der baumlange Bassist (1,88 m), der erst mitsechs als Emigrantenkind in die USA gekommen war, behauptet glaubwürdig, noch nie high oder angetrunken gewesen zu sein – zum Ausgleich verweist er wenigstens auf „4.000 Frauen“, darunter Kaliber wie Cher oder Diana Ross. Man kann erahnen, warum die Hardrock-Kultband „Kiss“, die am 30. 1. 1973 in einem Club namens „Popcorn“ (in Queens/New York) ihr Debüt feierte, ursprünglich „Fuck“ hätte heißen sollen.
Crazy, aber clean – das erklärt Gene, als Chaim Witz in Haifa (Israel) als Spross ungarisch-jüdischer Überlebender des Holocaust geboren, beeindruckend: „Meine Mutter hatte genug Sorgen in ihrem Leben. Ihre ganze Familie ist im Gas ermordet worden.“
Mit 100 Millionen verkauften Tonträgern (Tophit: „I Was Made for Lovin' You“, 1979), Aberhunderten Konzerten (mit jeweils 150 Detonationen und verlässlichen 140 Dezibel Lautstärke) gelang Simmons eine wahnwitzige Weltkarriere. Würde ihm wer eine Milliarde Dollar für die Marke „Kiss“ bieten, er würde ablehnen: „Wir vertreiben 3.000 Produkte, vom Kondom bis zum Sarg. Wir lassen die Menschen kommen – und gehen.“ Kritikern war er nie gram: „Wir verdanken ihnen mehrere große Häuser. Und in jedem haben wir einen eigenen Friedhof für sie.“