Keira Knightley: Übernächtig weint sich’s gut
Von Elisabeth Sereda
Schon mit zarten drei verlangte sie, dass man ihr einen Schauspiel-Agenten besorgt. Der Wunsch wurde ihr mit sechs erfüllt. Mit zehn erhaschte sie ihre erste Hauptrolle, mit zwölf ließ sie sich den Nabel piercen, mit 16 hatte sie ihren ersten Freund, mit 18 begann sie eine zweijährige Beziehung mit Jamie Dornan (heute 36), dem späteren „Christian Grey“ in „50 Shades of Grey“. Gleichzeitig schaffte sie in „Bend it Like Beckham“ und „Love, Actually“ den Durchbruch. Eine steile Karriere (zwei Oscarnominierungen) und fünf Jahre an der Seite ihres Kollegen Rupert Friend (37) folgten, ehe sie 2013 James Righton (35) kennenlernte, den britischen Musiker heiratete und Tochter Edie (3) bekam.
Mit 34 gilt die gebürtige Londonerin Keira Knightley immer noch als erste Wahl aller Regisseure eines Historienfilms. In „Aftermath“ (aktuell im Kino) ist sie eine englische Ehefrau, die nach dem zweiten Weltkrieg zwischen ihrem Mann und einem Deutschen hin- und hergerissen ist. Der KURIER-Talk.
KURIER: Der Deutsche in diesem Film (Alexander Skarsgård) trägt sein Herz auf der Zunge, der Brite (Jason Clarke) kann keine Gefühle zeigen. Kennen Sie das?
Keira Knightley: Ob ich Männer kenne, die ihre Gefühle nicht zeigen können? Nie habe ich so einen getroffen! (lacht) Natürlich kenne ich das. Und das hat sich auch 80 Jahre später nicht geändert, was die wahre Tragödie ist. Aber natürlich gibt und gab es schon auch immer welche, die das Gegenteil sind. Die waren und sind nur leider in der Minderheit.
Sie gelten als Mode-Ikone und sagen trotzdem, dass Sie „nur wenig“ von Mode verstehen.
Das stimmt auch, weil ich entweder in Jeans und in T-Shirt und ohne Make-up herumlaufe oder von irgendwelchen Stylisten eingekleidet werde. Das mit der Ikone ist ja nur passiert, weil ich in „Atonement“ (2007, ein Drama über die 1930er auf einem altenglischen Landsitz) ein so ikonisches Kleid anhatte. Das berühmte Goldene.
Interessant ist, dass es ursprünglich sehr hellblau war und im letzten Moment auf Gold geändert wurde. Ich habe in solchen Angelegenheiten absolut nichts mitzureden, ich ziehe an, was mir hingelegt wird. Mit diesem bestimmten Kleid hatte ich ein massives Problem, weil da nicht viel Stoff war, und ich mir beim Dreh den Arsch abgefroren habe. Es sah auf der Leinwand toll aus, weil ich wirkte, als würde ich an Erfrierung sterben.
18 Monate vor dem aktuellen Film bekamen Sie ihr Baby. Ein Problem?
Nein, denn die emotionalen Szenen waren leichter für mich, weil ich so übernächtig war – und da weint es sich einfacher. Das Kind hat mein Leben total verändert. Wie ich die Welt sehe, wie ich arbeite, wie ich lebe. Aber, dass eine Schauspielerin eine Mutterrolle besser spielt, nur weil sie selbst Mutter ist, ist glatter Unsinn. Entweder man ist eine Schauspielerin oder nicht.
Stimmt es, dass Sie nie Nacktszenen drehen und das auch im Vertrag haben, obwohl Sie in ihren Filmen sehr viel zeigen?
Stimmt. Ich habe immer ein Body-Double. Und in den Sexszenen kann ich bestimmen, wie viel ich bin und wie viel das Double. Deshalb finde ich es auch immer sehr lustig, wenn die Presse schreibt, was für einen schönen Körper ich habe – ja, diese Brustwarzen hätte ich wirklich gern, aber sorry, Leute, die sind leider nicht meine eigenen!
Wie leben Sie in England – und was lieben Sie daran so?
In einen Riesenhaus, das wir gerade renoviert haben, was in dieser Dimension nie geplant war. Wir wussten, dass wir dafür ein ganzes Jahr lang ausziehen müssen, was ein totaler Albtraum war. Wir bauten ein riesiges TV-Zimmer, wo ich darauf bestand, dass es nur ja kein TV-Zimmer sein darf, weil ich Räume hasse, wo der zentrale Punkt ein Flatscreen ist, der, wenn er abgedreht ist, wie ein großes schwarzes Loch aussieht. Also haben wir einen eigenen Kasten bauen lassen, in dem das Ding verschwinden kann. So sieht es aus wie ein Leseraum. Der Raum ist fast gotisch mit schwarzer Tapete mit Rosen drauf. In Los Angeles fehlt mir das alles – und vor allem der Londoner Regen (lacht).