Filmfiesling und Frauenheld Mario Adorf wird 90
Von Dieter Chmelar
Kindheit ohne Vater
Adorf kommt unehelich zur Welt. Sein Vater, ein italienischer Arzt, verlässt die Mutter, eine deutsche Röntgenassistentin. Der Bub kommt mit drei in ein katholisches Kinderheim. Mit 21 trifft er seinen Vater ein einziges Mal: „Sprachlose zehn Minuten.“
Abonnement auf Bösewichter
Der südliche Teint, die pechschwarzen Haare und der stechende Blick legen ihn auf Fieslinge auf der Bühne (seit 1954 an den Münchener Kammerspielen) und in gut 170 Film- und TV-Rollen fest.
Zwei Ehen, viele Affären
Aus erster Ehe (1962–1964) mit Kollegin Lis Verhoeven (gest. 2019 mit 88) entsprang Tochter Stella (47), ebenfalls Schauspielerin. Eifersucht kannte Adorf „nur in meiner Jugend – eine schlimme Eigenschaft“. Seit 1985 ist er mit der Französin Monique verheiratet. Sie ließen einander viel Freiraum: „Die Ehe beginnt nach dem ersten Seitensprung.“ Seiner Frau sagt er täglich: „Ich liebe dich!“
BB als „Kupplerin“
Adorf lernte die damalige Regieassistentin schon 1968 kennen. Er wollte an sich bei Sex-Symbol Brigitte Bardot landen, aber die als Anstandsdame mitgekommene Monique gefiel ihm weit besser.
Von links ignoriert
Worunter er während seiner 66 Jahre langen Karriere wohl am meisten litt: der Ignoranz linker Regisseure (wie Pasolini, Antonioni, Visconti). „Für die blieb ich immer nur der hässliche Deutsche.“
Von May-Fans gehasst
Endgültig zum Topstar avancierte Adorf als Bandit Santer in „Winnetou I“ (1963). Darin tötet er Nscho-Tschi (Marie Versini), die Schwester des Apachen, was ihm jahrelang Hasstiraden auf offener Straße eintrug: „Du Mörder!“
Die falsche Rolle bereut
Einen (vermeintlich) echten Mörder spielte er schon 1957 in „Nachts, wenn der Teufel kam“. Es erwies sich, dass der von ihm verkörperte Bruno Lüdke unschuldig war. „Das bereue ich bis heute.“
Verachtung für Autokraten
Politisch ist Adorf „fassungslos“, dass „seine“ Italiener Berlusconi, die US-Amerikaner Trump wählten: „Eine Schande“, sagt er.
Hochdekoriert
Adorf hat Dutzende Preise
– Bundesverdienstkreuz, Grimme-Preis (für „Der große Bellheim“), Lubitsch-Preis, Bambi, eine Platin-ROMY fürs Lebenswerk (1995).
Gedanken über den Tod
„Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Sollte es das geben – bitte, man wird auch damit zurechtkommen müssen.“