Dolly Parton: "Ich bin keine dumme Blondine"
Von Elisabeth Sereda
Man braucht viel Geld, um so billig auszusehen“, sagte sie einmal. Glitzerminis. Vergoldete Stilettos. Pinkfarbene Korsagen. Und eine unvergleichliche Stimme. Dolly Rebecca Parton, unglaubliche 72 Jahre alt, ist die wohl berühmteste Countrysängerin der Welt. Sie wurde reich mit den songs „Jolene“ und „9 to 5“, aber es war die Coverversion eines anderen Songs, der sie zur Multimillionärin machte. Seit Whitney Houston 1992 für ihren Film The Bodyguard „I Will Always Love You“ coverte, lacht Dolly den ganzen Weg zur Bank und retour. Als eines von zwölf Kindern eines Tabakfarmers in Tennessee, begann sie mit elf zu singen und zog mit 18 nach Nashville. Der Rest ist Geschichte.
KURIER: Wussten Sie immer schon, dass Sie Gesangstalent haben?
Dolly Parton: Nein. Ich wusste immer, dass ich ein Star werden möchte. Ich bin auf der Veranda unserer alten Hütte in Tennessee gestanden, habe den Stock einer Tabakpflanze in die Bodenritze geklemmt, eine Dose draufgesteckt und so getan, als wäre das ein Mikrofonstand. Ich habe die Hühner und Enten und alle kleinen Kinder, die zu klein waren, um vor mir davonzukriechen unterhalten. Ich wollte vor Menschen auftreten und glitzern und singen und tanzen.
Haben Ihre Eltern Ihr Talent erkannt?
Meine Mutter hat immer gesagt, ich habe ein hohes D gesungen, als ich aus der Gebärmutter kam. Ich bin wirklich als Sängerin geboren worden. Meine Musik hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin. Meine Songs haben mich aus den Bergen herausgeholt und überall hingeführt, wo ich heute bin.
Was würden Sie machen, wenn Sie nicht so gut singen könnten?
Ich habe mich das oft gefragt. Ich würde wohl Kosmetikerin sein, denn ich mag Leute, die künstlich aussehen, haha! Oder Friseurin. Ich mache mir seit Ewigkeiten selbst die Haare und die von allen Leuten rund um mich. Sehr wenige Menschen sind als Schönheit geboren, und ich mit Sicherheit auch nicht. Ich komme aus einem Bergdorf, und habe sehr früh beschlossen, dass ich negative Voraussetzungen in etwas Positives verwandeln muss. Ich bin klein, also trage ich Stilettos. Ich habe kurze Finger, also lasse ich mir die Nägel wachsen. Ich habe mausbraunes Haar, also färbe ich es blond. Und weil ich es viel zu oft gebleicht habe, trage ich Perücken. Viele Leute sagen mir, dass ich so jung aussehe. Dazu nur soviel: Meine plastischen Chirurgen sind deshalb fürchterlich gealtert!
Sie sind eine der wenigen, die so offen darüber spricht.
Ja, warum denn nicht? Ich finde es dumm, wenn jemand das verleugnet, weil man es ja sieht. Ich bin ein Arbeitstier, das wie ein Tanzpferd aussieht. Ich bin auch nicht beleidigt, wenn mich wer als dumme Blondine bezeichnet. Ich weiß, dass ich weder dumm noch blond bin.
Sind Sie je gemobbt worden?
Nein, und wenn sich jemand über meinen großen Busen lustig macht, soll er. Ich bin mit einem ganz guten Busen geboren worden, aber ich habe ihn später künstlich aufpumpen lassen, haha!
Wie haben Sie es geschafft, so lange verheiratet zu sein?
Ja, Wahnsinn, 52 Jahre! Viel zu lang, verdammt! Mein Mann Carl (Dean, Anm. d. Red.) liebt es, im Hintergrund zu bleiben. Er geht kaum aus. Er bleibt daheim, ich bin fast nie dort. Es funktioniert.