Richard Lugner: Eine Hommage an den Geschichten-Garanten
Von Lisa Trompisch
„Schauen Sie, das war folgendermaßen…“, gefühlte 10.000 Mal diese Einleitung gehört, untermalt mit einem leicht gequälten Blick, bei dem jeder Basset vor Neid sogar die Schlappohren aufstellen würde. Und glauben Sie mir, dieser Blick ist selbst übers Telefon hörbar! Die lugnerische Telefonnummer ist fast wie der Heilige Gral, der angehenden Society-Journalisten feierlich übergeben wird, mit dem Hinweis, hier so etwas wie die sichere Bank, die Garantie für eine Geschichte in den Händen zu halten.
„Der Lugner redet immer und über alles.“ Und ja, ich gebe zu, ich vermisse es – ein bisschen. Gehörte Richard Lugner doch vor meinem Wirkungswechsel zum KURIER wirklich jahrelang zu meinem (und das meine ich vollkommen ernst) täglich Brot. Kaum ein Tag (wahlweise auch keine Nacht), wo nicht zumindest einmal das Telefon klingelte oder man sich am Abend bei diversen Events über den Weg lief, je nach Saison ein kokettes „Tierchen“ am lugnerischen Arm hängend. Ob Mausi (Scheidung 2007), Hasi, Käfer, Bambi, Katzi, Kolibri, Spatzi (das er im September 2014 sogar ehelichte, bevor's ihm im November 2016 wieder davonflog) oder Goldfisch – alles schon dabei gewesen. Selbst ein Zoologiestudium hilft da kaum, den Überblick zu bewahren.
Jetzt ist der Kontakt hauptsächlich auf seine großen Festspiele, den Wiener Opernball, beschränkt – aufs Jammern über seine alljährliche Verbannung aufs „Juchee“ und das Mitteilungsbedürfnis, abwechselnd Leid oder Freud’, über seinen jeweiligen Stargast.
Doch letztens traf ich ihn wieder, statt dem Tierchen ein Glas Wein in der Hand, aber der Basset-Blick ungetrübt wie eh und je. „Wissen S’, Frau Trompisch, Sie gehen mir schon ab.“ Sie mir auch, Herr Lugner, Sie mir auch.
Wie er zu dem geworden ist, der er ist, was ihn antreibt, seine Nöte, Ängste, Sehnsüchte, was er sich noch wünscht und viele Erinnerungen seiner Wegbegleiter hat Autorin Andrea Buday in "Die Lugner Story" (24,95 €) zusammen getragen.