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Ramesh Nair: "Der Alltagsrassismus macht mir Angst!"

Eigentlich sollte es ein entspannter Besuch bei Freunden in Dresden werden. Doch schon beim Antritt der Reise in Wien schlug dem Choreographen, Tänzer und Musical-Darsteller Ramesh Nair (43) eine Welle an Fremdenfeindlichkeit entgegen. "Ich bin mit dem Bus nach Dresden gefahren und wurde schon beim Einsteigen von den Schaffnern extrem unfreundlich und respektlos behandelt. Ich habe am Dialekt erkannt, dass das Ostdeutsche waren und wurde einmal gleich geduzt. Sie haben zu mir gesagt: 'Warum kommst du so spät' und 'Zeig deinen Pass her'. Das war eine wirklich unschöne Situation", erzählte Nair dem KURIER.

Angekommen in Dresden fand der Künstler "die Gesamtsituation beklemmend". Wir erinnern uns: 2014 wurde in Dresden die fremdenfeindliche und rechtspopulistische Organisation Pegida gegründet und trug nicht unwesentlich zu einem Rechtsruck im Land bei.

"Besonders bei den älteren Menschen ist mir aufgefallen, dass sie mir böse nachgeschaut haben. Das war sehr verstörend. Ich hatte das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Ich wurde immer und überall kontinuierlich angestarrt. In Wien ist das zwar auch so, aber im positiven Sinne. Da wollen die Leute dann ein Selfie oder ein Autogramm von mir und freuen sich, mich zu sehen."

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Ein abendlicher Stadtbummel in Dresden brachte Nair gar zum Weinen: "Ich habe die Welt nicht verstanden. Plötzlich wurde ich in eine Schublade mit Menschen gesteckt, die nicht da sein dürfen. Bisher war ich immer ein kleines Glückskind und mir ist eigentlich nichts Böses aufgrund meiner Hautfarbe auf rassistische Art widerfahren."

Den Schmerz wollte er mit seinen Fans teilen und verfasste einen Facebook-Post, in dem er schreibt: "Ich bin traurig. Bin in Dresden liebe Freunde besuchen und werde auf den Straßen bedrohlich angestarrt wie ein unwillkommenes Insekt. Ich sehe fast keine anderen farbigen Ausländer. Wo sind alle? Mein Herz ist schwer. Der Rechtsruck ist da, ich mittendrin und er drückt mir die Kehle zu. Welt, was passiert da?"

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Daraufhin erfuhr Ramesh Nair eine unglaublich warme und offenherzige Resonanz: "Alle haben mir geschrieben, dass sie mich umarmen und ich wieder zurück nach Wien kommen soll. Meine Mama hat sich dann auch gleich gemeldet und sich erkundigt, ob alles in Ordnung ist. Aber ich wurde ja nicht tätlich angegriffen, es waren einfach die Blicke." Außerdem meint er weiter "darf man auch nicht alle über einen Kamm scheren. Ich hatte einen supernetten Taxifahrer, der ein großer Indien-Fan war."

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Dennoch sieht der gebürtige Süddeutsche mit indischen Wurzeln die aktuelle Entwicklung mit großer Besorgnis: "Die Politik hat eine gefährliche Wandlung ins Rollen gebracht. Was bisher nur hinter vorgehaltener Hand gesagt wurde, hört man jetzt auf offener Straße." Und er hat auch noch einen Wunsch für die Zukunft parat: "Ich wünsche mir, dass die Mitmenschen freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen sind und mit offenen Armen durch das Leben gehen. Ausgrenzung und Diskriminierung sollten ganz hinten im Wortschatz stehen und Nächstenliebe an erster Stelle."