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"Ösi-Bua" Cedrick Mugiraneza über Flucht, Integration, Rassismus und Sebastian Kurz

Geboren im ostafrikanischen Burundi musste Cedrick Mugiraneza (31) bereits mit drei Jahren seine von Krieg- und Völkermord gebeutelte Heimat verlassen. Und bevor er dann mit neun Jahren als politischer Flüchtling nach Österreich kam, lebte er in Tansania, Kenia, Ruanda, Uganda und Simbabwe.

„Unsere Reise mit der Familie war keine Schatzsuche, sondern eine Schutzsuche“, erzählt er in der Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.

Das ganze Interview:

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Das ursprüngliche Ziel war eigentlich Belgien, da dort, wie auch in Burundi, Französisch gesprochen wird, doch aufgrund von gefälschten Pässen war die Flucht dann in Traiskirchen zu Ende.

„Mein Vater sagte damals zu mir: ,Keine Sorge. Wenn wir hier aufgenommen werden, dann sind wir in Sicherheit.’ Und wir waren dann auch wirklich in Sicherheit. Wir hatten Glück, dass mein Vater kein Unbekannter war (er war ein Diplomat) und wir leicht beweisen konnten, dass wir auf der Flucht waren. Fünf Monate lebten wir in Traiskirchen. Und wir sind gut aufgenommen worden, dafür bin ich bis heute sehr, sehr dankbar.“

Schnell lernte Cedrick die Sprache (er spricht übrigens insgesamt sieben) – das war auch für seinen Vater sehr wichtig. „Man denkt und fühlt in einer Sprache. Und wenn man in einem Land ist, wo man nichts versteht, dann kann man nicht so denken und fühlen wie die Einheimischen. Deshalb ist Sprache sehr, sehr wichtig“, ist der Musiker überzeugt.

Die Sprache sei wie eine Grenze, aber auch die stärkste Waffe, die man haben kann, meint er.

Vor zehn Jahren sorgte er mit der Kunstfigur „Ösi-Bua“ und dem gleichnamigen Lied musikalisch für Furore und heimste zigtausende an Youtube-Klicks ein. Ein Schwarzer in der Lederhose, der im Dialekt singt.

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„Ich habe mich wirklich sehr bewusst damit gespielt, was Integration und Assimilation bedeutet. Teilweise geht die Integration etwas verloren, weil es heißt, du musst das, das und das machen. Und die Integration schwingt dann in die Assimilation rüber. Dieses Gefühl hatte ich im Jahr 2011. Daher habe ich dann dieses Lied geschrieben.“

Cedrick wurde dann auch „Integrationsbotschafter“ für den damaligen Staatssekretär und späteren Integrationsminister Sebastian Kurz, mit dem bis heute nach wie vor befreundet ist (der Bundeskanzler war auch einer der ersten, der zur Geburt der Tochter – heute 4 – gratuliert hat) – wenn sie auch politisch nicht immer einer Meinung sind, wie der „Ösi-Bua“ betont.

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Österreich habe in der Flüchtlingsfrage einiges an „Nachbesserungsbedarf“, denn. „Integration wird heutzutage fast wie eine Art Assimilation gehandelt. Wenn wir verlangen, dass Leute sich integrieren müssen, aber gleichzeitig von ihnen verlangen, dass sie ihre Wurzeln oder ihre Sprache oder ihre Religion quasi hinter sich lassen, dann werden diese Menschen nicht glücklich sein“, ist er sicher.

Aber was bedeutet jetzt eigentlich Heimat für einen Menschen, der jahrelang auf der Flucht war? „Wahrhaftige Liebe“, so die berührende Antwort.

Im Buch „Das schwarze Kind in Bad Ischl“ beschreibt Cedrick Mugiraneza wortgewaltig seinen langen Weg nach Österreich, aber auch den ersten Besuch nach der Flucht in seinem Geburtsland.

Erscheinen wird das Werk zwar erst im Herbst 2022, es gibt aber schon jetzt im September Lesungen (alle Termine sind dann auf der Ösi-Bua-Facebookseite zu finden).

Was er über seinen Bruder und ehemaligen Dancing-Stars-Teilnehmer Soso erzählt und wie er den Rassismus in Österreich beurteilt, sehen Sie im Video oben.