Marianne Mendt wird 75: „Die Zahl ist mir herzlichst wurscht“
Von Dieter Chmelar
Das eigene Dreivierteljahrhundert feiert sie gestaffelt und jeweils in kleiner Runde: „Einmal mit meinen Musikern, einmal mit meiner Familie und einmal mit meinen Freunden.“ Morgen Dienstag wird Marianne Mendt 75 Jahre alt.
Mit zarten 25 wurde sie mit dem Dialektlied „Wia a Glock’n“ (Musik: Hans Salomon, Text: Gerhard Bronner) zur Mitbegründerin des Austropop, „bevor es diesen Begriff überhaupt noch gab – aber es soll mir nix Schlimmeres passieren, als an der Wiege einer wunderbaren Epoche gestanden zu sein“.
Das Geburtstagsinterview mit der begnadeten Jazzerin und (etwa als Gitti Schimek in 64 Folgen Kaisermühlen Blues) Charakterdarstellerin.
KURIER: Alles Gute! Ist auch alles gut bei Ihnen?
Marianne Mendt: Danke, ich bin halbwegs gut beinander – man nimmt halt die Wehwehchen viel mehr wahr als früher. Dass ich 75 bin, weiß ich selber. Aber die Zahl ist mir herzlichst wurscht.
Und Ihr Beziehungsstatus?
Solo mit Hund. Single und nicht zu haben (lacht).
Wie geht’s Tochter Anna?
Blendend. Sie hat einen feinen Job bei Warner Music. Sie ist das Wichtigste, was mir je in meinem Leben passiert ist. Als sie zur Welt kam, ging eine Kammer in meinem Herzen auf. Keine Oma geworden zu sein, fehlt mir gar nicht.
Wie ist Corona für Sie?
Traurig, einfach nur traurig. Es herrscht Hilf- und Ratlosigkeit. Meine Band und ich mussten viel absagen. Es war ja eine große Geburtstagsgala in der Stadthalle geplant. Mit Freunden, Schülern und Entdeckungen wie Ina Regen, Viktor Gernot, Marina & The Kats, 5/8erl in Ehr’n und und und. Das holen wir im Juni 2021 nach. Zu meinem 70er saß ich in einem kleinen verschwiegenen Lokal, als plötzlich der Viktor Gernot mit 30-Mann-Big Band reinkam und groß aufspielte. Das war was!
Was sind Ihre Pläne?
Die große Sehnsucht, seit ich mit vier Jahren wusste, ich werde Sängerin, hat sich seit sieben Jahrzehnten nicht verändert: Ich möchte a wirklich guade Jazzerin werden. Mein Idol ist und bleibt seit damals die Ella Fitzgerald.
Gibt’s auch politische Idole?
Ich bin parteilos, aber ich ergreife Partei. So Kaliber wie Erwin Pröll und Michi Häupl fehlen mir sehr. Die verstanden und schätzten einander ja auch über alle ideologische Grenzen perfekt.
Derzeit wird Wien, wo Sie die meiste Zeit des Jahres leben, vom Bundeskanzler abwärts ziemlich arg zerzaust.
Ja, und das gefällt mir gar nicht. Wien ist so eine liebenswerte, schöne und großartige Stadt. Es wäre mir sehr recht, wenn das auch so bliebe.