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Hubert von Goisern (70): "Hass und Dummheit treffen mich"

Fest steht: 70 ist ein Lercherl für ein Volkslied, ja sogar für einen, der lieber Opinion-Lieder (Achtung, Wortspiel) schreibt und singt, als die volksdümmliche Maultrommel zu schlagen. Schon in ganz jungen Jahren hat diese uralte Seele eher lustvoll vor den Kopf statt Noten-gedrungen ins Horn der Blasmusikkapelle seines Heimatorts gestoßen. Der so widerborstige wie langhaarige Außenseiter in der ländlich-sittlichen Gemeinde Bad Goisern (OÖ) erlernte die Trompete wohl nur, um sie bald endzulagern. Klarinette, Gitarre und die steirische Harmonika von seinem Großvater ließen ihn zur Ein-Mann-Kampf-Combo reifen.

Nach einem (sehr!) guten halben Jahrhundert als immer noch wachsender und wachsamer Weltreisender in Sachen Musik mit Message feiert Hubert Achleitner, als Hubert von Goisern zu grenzüberschreitender Geltung gelangt, am heutigen Donnerstag seinen 70er. Der apa gewährte er aus diesem Anlass ein bemerkenswertes Interview, in dem er "Sucht" und Suche nach dem Staunen ohne Ablaufdatum beschreibt: "Es wäre für mich viel schwerer, immer nur dasselbe zu machen, nur weil es die Leute wollen oder weil’s von Erfolg gekrönt ist. Wenn ich den Kick nicht habe, dass es auch mit Risiko verbunden ist, ist es zu wenig. Es muss Adrenalin dabei sein: Verstehen es die Leute, wollen sie es verstehen, kommen sie immer noch? Genau das brauche ich!"

Kein dickeres Fell

Der erst jüngst auch als Autor (mit seinem Roman "flüchtig") viel beachtete Goisern gilt als besonders hartnäckig, er hält sich aber „nicht für stur, sondern für verbissen. Wenn es nur mit Gewalt geht, kommt nichts Gescheites raus." Und wobei entstehen seine besten Ideen? "Im Nachthimmel gibt es diese Sterne, die du nicht siehst, wenn du genau hinschaust. Du musst den Blick ein bisschen zur Seite wenden, weil du diesen blinden Fleck am Auge hast. So ist es bei Ideen auch: Wenn du sie anstarrst, wird es nichts. Du hast eh alle Fragen dauernd im Kopf und die wühlen herum. Manchmal fliegt eben das Vogerl vorbei und du erwischst es."

Sein "Basisbefinden"? "Neugier. Gierig auf das Neue, auf das Andere. Das ist auch nie weniger geworden. Mit jeder beantworteten Frage tauchen ja zehn neue auf."

Vor allem zu Beginn der Karriere – etwa mit dem "Hiatamadl", mit dem er 1992 satirisch von der Krachledernen zog, und ganz zu schweigen von der unheimlichen Hymne "Heast as net, wia die Zeit vergeht", hatte "der Goisern" mit gewaltigem Gegenwind zu kämpfen.

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Hat er heute ein dickeres Fell? "Nein, mein Fell wird und wird nicht dicker. Mit meinen Ansagen, etwa in Richtung der Corona-Leugner, habe ich oft einen ziemlichen Shitstorm geerntet. Hass und Dummheit treffen mich. Da kommt der Reflex auf: Vielleicht sollte ich über gewisse Themen nimmer reden. Aber wenn ich nicht so sein darf, wie ich bin, dann brauche ich nicht auf die Bühne gehen! Es erstaunt mich: Die Leute kennen mich, aber warum gehen manche zu meinen Konzerten und regen sich dann über Sachen auf, die ich sage?"

Über den Winter will sich Goisern (der schon Südafrika, Kanada, Tibet und die Philippinen, wo er Nasenflöte kennenlernte, bereist hat) einer tibetische Oper für den Westen widmen. Ab Mai startet die große Tournee "Neue Zeiten, alte Zeichen".