Hinterstoder: Sturmtief "Bianca" wirbelt Ski-Weltcup durcheinander
Von Stefan Sigwarth
„Wenn’s wer schafft, dann die Leute hier in Hinterstoder.“ Vincent Kriechmayr weiß, wie seine oberösterreichischen Landsleute ticken, und doch fanden sie am Freitag einen Gegner, dem nicht beizukommen war. Weder mit Maschinen, noch mit 300 helfenden Händen. Während Freizeitskifahrer sich hoch über dem 921-Einwohner-Dorf über frischen Pulverschnee freuten, hatte Regen im unteren Teil der Hannes-Trinkl-Piste der harten Basis so zugesetzt, dass an eine Kombination nicht ansatzweise zu denken war. Kurz nach 7 Uhr wurde abgesagt.
Knapp fünf Stunden später war klar: Das Stodertal wird trotz der Absage Schauplatz von drei Bewerben bleiben. Am Samstag findet wie geplant der Super-G statt (12.30 Uhr/live ORF1), die Kombination wird am Sonntag nachgetragen (Super-G 9.45/Slalom 13.30 Uhr), am Montag folgt – bei freiem Eintritt – der Riesenslalom (9.30/12.30 Uhr).
Erste von drei Chancen
Wasser, Maschinen und Nachtfrost sollen die Basis dafür legen, dass Kriechmayr und sein Kärntner Kollege Matthias Mayer die Jagd auf die Super-G-Kristallkugel fortsetzen können. Kein leichtes Unterfangen für das Duo, das im Gesamtweltcup an sechster bzw. vierter Stelle notiert ist. In der Disziplinwertung fehlen dem Vierten Mayer 72 und dem Fünften Kriechmayr 74 Punkte auf den führenden Norweger Aleksander Aamodt Kilde. Drei Rennen stehen aus.
Vorteil der Österreicher: „Ich kenne diesen Hang sehr gut, technisch ist es einer der schwierigsten Super-Gs der gesamten Saison“, sagt Vincent Kriechmayr. „Es gibt viele Geländeübergänge, unten ist es eher flach, dafür gibt es viele Bodenwellen“, erklärt der Lokalmatador, der mit seinen Kollegen vergangene Woche noch vor Ort trainieren konnte. Und der auf eine vielköpfige Fanschar bauen kann, nicht nur aus den blaugewandeten Reihen seines Fanklubs, sondern generell in seinem Heimatbundesland. „Am Donnerstag war ich beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt, und auch da haben alle gesagt, dass ich kräftig Gas geben soll. Die Begeisterung um meine Person ist gewaltig, vor allem, nachdem ich noch nicht viel erreicht hab’.“
Immerhin, so viel ist dem LASK-Fan vergönnt: Seine Idee, ein Europacup-Spiel der Linzer Fußballer zu verfolgen, ist seit deren Aufstieg ins Achtelfinale der Europa League realistischer geworden.
Viren- und Terminchaos
Derweil steht vieles noch in den Sternen. Beim Damen-Weltcup in La Thuile im italienischen Aostatal gelten neue Abstandsregeln für Sportler und Reporter (1,50 Meter), für Interviews ist der Windschutz des Mikrofons nach jedem Gespräch zu wechseln, Händeschütteln ist strengstens untersagt, Startnummernauslosungen, Siegerehrungen und Pressekonferenzen sind gestrichen.
Während Mikaela Shiffrin nach dem Tod ihres Vaters weiter pausiert, kann Lokalmatadorin Federica Brignone in Super-G (Samstag, 10.30/live ORF1) und Kombination (Sonntag, 11.15/14.15) ihren Vorsprung im Gesamtweltcup weiter ausbauen, und auch Petra Vlhova könnte an der Titelverteidigerin aus den USA vorbeiziehen. Trotz ihrer Knorpelverletzung im Knie will die Slowakin an den Start gehen. Ob die abgesagten Rennen von Ofterschwang (7./8. März) nachgetragen werden können, ist hingegen offen.
Für Klarheit sorgte FIS-Herren-Rennchef Markus Walder: Der vom Winde verwehte Slalom von Naeba wird gestrichen. Ersatzlos.