Kronplatz-RTL: Worley siegt, blaues Wunder für die ÖSV-Damen
Von Stefan Sigwarth
Vom fünften Halbzeitrang an die Spitze: Die Französin Tessa Worley feierte am Dienstag auf dem Kronplatz bei St. Vigil in Südtirol ihren 14. Sieg in einem Weltcup-Riesentorlauf. Die Weltmeisterin von 2013 und 2017 setzte sich auf der selektiven Strecke 0,27 Sekunden vor der Schweizerin Lara Gut-Behrami und 0,73 vor der vierfachen Saisonsiegerin Marta Bassino (Italien) durch. Die Tirolerin Stephanie Brunner wurde als beste Österreicherin mit 2,60 Sekunden Rückstand 15.
So kann man sich täuschen
"Schaut super aus", sagte Katharina Liensberger nach der Besichtigung der Piste Erta in St. Vigil in Enneberg. Doch super war die Vorarlbergerin dann ganz und gar nicht unterwegs – beeindruckt von den Verhältnissen am Südtiroler Kronplatz driftete die 23-Jährige mehr, als sie die Skier auf Zug brachte. Konsequenz: 2,94 Sekunden Rückstand bei Halbzeit des letzten Damen-Riesenslaloms vor der WM in Cortina d’Ampezzo.
Bedeckter Himmel brachte schlechte Bodensicht und machte die Aufgabe auf dem anspruchsvollen Hang noch schwieriger als sie ohnehin ist, die Unebenheiten waren nur schlecht zu erkennen. "Das ist richtig viel Rückstand, ich bin aus dem Rhythmus gekommen und irgendwie runtergefahren. Ich hab schon gewusst, was ich zu tun habe – aber ich hab’s es einfach nicht umgesetzt", erklärte Liensberger, die am Ende vom 20. noch auf den 17. Platz kam. "Ich weiß, dass ich Aufholbedarf habe, wenn es steil und eisig ist. Ich muss mir es zutrauen, dass ich bei solchen Bedingungen alles in die Schwünge hineinlege."
Die Nummer 1 auf 15
So war es an Stephanie Brunner Brunner, nach ihren beiden Ausfällen auf dem Eislaufplatz von Kranjska Gora wieder einmal ihre Position als Nummer eins im ÖSV-Riesenslalom-Team in Erinnerung zu rufen. Platz 15 war aber beileibe nicht, was sich die Tirolerin erhofft hatte. "Skifahrerisch ist sicher noch mehr möglich, aber jetzt hab’ ich wenigstens einmal das Ziel wieder gesehen."
Seelenmassage betrieb Ramona Siebenhofer nach ihrem fürchterlichen Speed-Wochenende in Crans Montana, bei dem die Steirerin ja den Super-G sogar ausgelassen hatte. Platz 16 war zwar nicht das Erhoffte, aber doch ein kleiner Lichtblick. "Ich muss darauf vertrauen, dass ich es noch in mir habe. Ganz verlernt haben kann ich’s ja nicht." 2019 hatte sie zwei Abfahrten am WM-Ort Cortina d’Ampezzo gewonnen, "es ist ein Schritt nach vorn".
- Tessa Worley (FRA) 2:11,38 Minuten
- Lara Gut-Behrami (SUI) + 0,27 Sekunden
- Marta Bassino (ITA) + 0,73
- Mikaela Shiffrin (USA) + 1,08
- Meta Hrovat (SLO) + 1,23
- Michelle Gisin (SUI) + 1,32
- Sofia Goggia (ITA) + 1,37
- Federica Brignone (ITA) + 1,44
- Alice Robinson (NZL) + 1,52
- Sara Hector (SWE) + 1,65
Weiters:
15. Stephanie Brunner (AUT) + 2,60
16. Ramona Siebenhofer (AUT) + 2,74
17. Katharina Liensberger (AUT) + 3,21
19. Katharina Truppe (AUT) + 3,47
24. Franziska Gritsch (AUT) + 4,02
Ricarda Haaser fand nach zuletzt starken Ergebnissen in den Speedrennen überhaupt keinen Zugang und verpasste mit 4,77 Sekunden Rückstand den zweiten Durchgang ebenso wie die letzte österreichische Riesenslalom-Siegerin: Eva-Maria Brem, in der Startliste inzwischen an die 43. Stelle zurückgereicht, kassierte gar 6,62 Sekunden.
Abschiedssieg
Am Ende strahlte eine Französin: Tessa Worley feierte ihren 14. Weltcup-Erfolg, und das am Tag des letzten Rennens ihres Lebensgefährten Julien Lizeroux, eine Geschichte hart an der Grenze zum Kitsch.
Michelle Gisin hingegen vergeigte ihre Pausenführung und wurde Sechste, so müssen die Schweizerinnen weiter auf den nächsten Sieg nach dem 22. Oktober 2016 (Lara Gut-Behrami in Sölden) warten – immerhin wurde die Tessinerin Zweite vor Marta Bassino aus Italien, die mit einem Sieg bereits vorzeitig die kleine Kristallkugel hätte abholen können. Aber es läuft eben nicht immer nach Plan.