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Thiem bei den ATP Finals: "Will unbedingt ins Halbfinale"

Er ist zum vierten Mal im Konzert der Großen dabei, doch 2019 Mal fühlt er sich trotz einer "Hammergruppe" reif für mehr: Dominic Thiem startet am Sonntag bei den mit 9 Mio. Dollar dotierten ATP Finals in London in der Gruppe "Björn Borg" gleich einmal gegen Roger Federer. In seinem Pool befindet sich auch noch Novak Djokovic, also zwei von drei Tennis-Allzeitgrößen, sowie Matteo Berrettini (ITA).

In seinen bisherigen drei Auftritten in der imposanten O2-Arena in Ost-London hat Thiem zwar jeweils ein Gruppenmatch gewonnen, den Aufstieg ins Semifinale aber verpasst. Nun kommt der 26-jährige Niederösterreicher aber gut in Form wie nie in dieser Saisonphase nach England. "Der große Unterschied zu den letzten Jahren, in denen immer das Qualifizieren das oberste Ziel war, ist: die Qualifikation war heuer schon relativ bald mehr oder weniger gesichert", ergänzte Thiem-Manager Herwig Straka im Gespräch mit der APA.

Mit den 1.000 Punkten vom ersten Masters-1000-Titel in Indian Wells und dem neuerlichen French-Open-Finale hatte Thiem dieses Jahr eine ausgezeichnete Basis gelegt. "Daher hat er sich früh zum Ziel gesetzt, dass er weit kommt. Das ist ein Riesenunterschied in der Einstellung. Deswegen erhoffen wir uns, dass mehr rausschaut."

Federer und Djokovic im Fokus

Hinzukommt, dass Thiem nicht nur mit fünf Turniersiegen und davon sogar beide Heim-Titel in Kitzbühel und Wien nach London kommt: drei seiner fünf Siegerschecks hat der Lichtenwörther, der wohl zu Unrecht von vielen als Sandplatz-Spezialist bezeichnet wurde, auf Hardcourt (Indian Wells, Peking, Wien) geholt. Das sieht auch Straka so. "Ich glaube, Hartplatz war immer ein bisschen sein Belag. Der einzige Belag, der ein bisschen hintennachhinkt, ist Rasen", so der Steirer.

Thiem selbst hat großen Respekt vor seinen Gegnern, aber er möchte eindeutig mehr als zuvor. "In den ersten zwei Jahren und letztes Jahr vielleicht auch ein bisserl, war ich schon sehr glücklich, dass ich dabei bin und hab dann dort nicht mehr so viel auf die Ergebnisse geschaut. Das ist dieses Jahr definitiv anders", erklärte Thiem nach der Auslosung. "Ich will unbedingt das Ziel erreichen, ins Halbfinale zu kommen."

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Doch in seiner Gruppe stehen aus internationaler Sicht natürlich Federer und Djokovic im Mittelpunkt. Der 20-fache bzw. der 16-fache Major-Sieger sind die Favoriten auf die zwei Halbfinal-Plätze aus dem stärkeren Pool. Thiem könnte am Sonntag (nicht vor 21.00 Uhr MEZ/live ServusTV, Sky) gegen Federer mit dem fünften Sieg im siebenten Duell mit dem Schweizer die Basis legen, dies zu verhindern.

Fragezeichen hinter Nadal

Erstmals seit vier Jahren und zum siebenten Mal insgesamt sind die "big three" Federer, Djokovic und Rafael Nadal wieder gesammelt beim Saison-Showdown der acht besten Spieler des Jahres. Hinter dem Spanier steht allerdings ein Fragezeichen nach einer zuletzt in Paris erlittenen Bauchmuskelzerrung. Nadal hat am Montag dennoch die Führung in der ATP-Weltrangliste übernommen. Novak Djokovic muss in London unabhängig vom Mallorquiner ausgezeichnet spielen, um sich den auch lukrativen Nummer-1-Thron per Jahresende zum bereits 6. Mal zu sichern.

Selbst wenn Nadal nicht einmal ein Einzel in der Gruppe "Andre Agassi" mit Titelverteidiger Alexander Zverev (GER), Aufsteiger Daniil Medwedew (RUS) und Stefanos Tsitsipas (GRE) gewinnt (oder er nicht antreten kann), braucht der 32-jährige Serbe zwei Round-Robin-Siege (je 200 Punkte wert) und zumindest den Finaleinzug. Djokovic könnte mit einem Titel wie zuletzt in Paris-Bercy übrigens mit Rekordhalter Federer (6 Triumphe bei ATP Finals) gleichziehen.

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Im Gegensatz zu Federer und Djokovic ist Nadal bei den ATP Finals bisher ohne Titel, er ist auch erst zum neunten Mal dabei und musste bei seinem bisher letzten Antreten in London 2017 nach dem ersten Gruppenmatch verletzt rausziehen. Zwei Finali (2010, 2013) waren seine beste Ausbeute und auch dieses Jahr ist er nicht Topfavorit.

Doch selbst wenn er ausfallen sollte, so steht auch etwas anderes fest: Der erste Ersatzmann wäre sein Landsmann Roberto Bautista Agut und sogar die Top 12 kommen alle aus Europa - erstmals spieile beim "Masters" nur Spieler vom alten Kontinent.

Kein Manko sieht darin Straka, der ja auch im ATP-Board sitzt. "Es ist ein Zeichen der letzten 10, 15 Jahre, in denen Tennis in Europa von den Spielern her definitiv am stärksten besetzt war. Gerade Amerika schwächelt ein bisserl. Keine Frage, wir würden uns alle wünschen, dass dort wieder ein neuer Superstar heranwächst."