Sport/Tennis

Straka über Thiem: "Habe das Gefühl, dass es eine Erleichterung für ihn ist“

50 Jahre Stadthallen-Tennis. Und ein feierlicher Abschied. Dominic Thiem sagt bei der Jubiläumsausgabe der Erste Bank Open, die er 2019 gewinnen konnte, mehrmals „Lebe wohl“. Zum Beispiel schon am Sonntag (siehe unten). Was sich Herwig Straka erwartet und was er vor allem zu Thiem sagt, erzählte er im TV-Studio des KURIER.

KURIER: Dominic Thiem darf mehrmals Abschied feiern. In welchem Rahmen wird dies passieren?

Herwig Straka: Es macht Sinn, ihm einen gebührenden Abschied zu geben. Er wird am Sonntag im Rahmen einer Farewell-Party einen Satz gegen Alexander Zverev spielen, ein Re-Match vom Finale der US Open 2020. Am Ende wird es eine Zeremonie geben, wo er gebührend verabschiedet wird. Leider sind Roger Federer und Rafael Nadal in der ganzen Welt unterwegs, aber Boris Becker wird beispielsweise kommen, weil es ihm letztes Jahr in Wien gut gefallen hat. Wir hoffen noch auf Novak Djokovic, für ihn halten wir zudem noch eine Wildcard frei.

Bevor wir zum Starterfeld kommen, noch eine Frage zu Thiem. Thomas Muster sagte kürzlich, dass Thiems Rücktritt möglicherweise ein bisschen zu früh kommt. Sie waren ja auch sein Manager, sehen Sie das ähnlich?

Es ist ganz schwer, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Das haben ganz, ganz wenige geschafft, weil man sollte am Höhepunkt aufhören. So gesehen ist es zu spät. Nimmt man seine Verletzungen her und den vergeblichen Versuch, dorthin zu kommen, wo er war, dann ist der Zeitpunkt wieder richtig. Auch wenn viele bis 40 spielen. Wichtig ist, dass es sich für ihn gut anfühlt. Bei unserer letzten Begegnung hatte ich das Gefühl, dass es für ihn eine Erleichterung ist. Zudem genießt er seine Projekte.

Muster feierte ja elf Jahre danach ein Comeback. Marcel Hirscher kehrt in den Ski-Zirkus zurück. Ist dies bei Thiem auch denkbar?

Man darf niemals nie sagen, auch wenn ich mir es gegenwärtig nicht vorstellen kann. Wir haben bei der Champions Tour immer das gleiche Muster erkannt: Spieler, die aufgehört haben, fingen auf dieser Tour wieder an. Dann kam die Lust auf Tennis zurück.

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Die anderen Österreicher drängen sich nicht wirklich für eine Wildcard für den Hauptbewerb auf. Wer wird die anderen bekommen?

Neben Thiem wird der Japaner Kei Nishikori eine bekommen. Als er in Wien spielte, sind unsere weltweiten Ratings um 20 Prozent gestiegen, allein durch das japanische Fernsehen. Er ist ein Game-Changer im internationalen TV. Die dritte Wildcard halten wir uns offen, Novak Djokovic braucht noch Punkte für die ATP-Finals, vielleicht kommt er.

Auch Joel Schwärzler, der Nummer eins bei den Junioren war, ist ein Thema. Was trauen Sie dem bald 19-Jährigen generell zu?

Er hat das Potenzial für einen Guten. Die Herausforderung ist die, dass er den Weg geduldig geht. Er wurde ein bisschen zu viel gehypt von den Medien. Die Nummer eins der Jugendweltrangliste ist keine Garantie, dass man auch im Herren-Tennis reüssiert, da gab es schon viele Beispiele. Und es gibt einige, die schon früher große Turniere gewonnen haben.

Ist der Weg der richtige, dass er ins Ausland geht? 

Es gibt kein Patentrezept. Bei Muster war der Weg nach Monte Carlo goldrichtig, weil er sich dort mit Topspielern messen konnte. Thiem ist wiederum in Österreich groß geworden, er brauchte die Nähe zur Familie. Aber es ist nicht falsch, dass Schwärzler sich im Ausland die Hörner abstößt. Weil es ihm ein bisschen Druck verschafft – und für eine Karriere ist es maßgeblich, wie man mit Druck umgeht.

Sie sitzen ja auch im ATP-Board (Spielergemeinschaft, Anm.). Wie beurteilen Sie den Doping-Fall Sinner?

Ich kann nur von Fakten sprechen. Die ganze ATP war nicht eingebunden, wir wurden einen Tag, bevor es verkündet wurde, informiert. Alle sieben wichtigen Tennis-Instanzen (Weltverband, ATP, WTA und die vier Grand-Slam-Turniere, Anm.)   haben gemeinsam mit der WADA eine Organisation gegründet, die sich mit dem Thema Doping  beschäftigt. Und diese Organisation  hat unabhängig von jeglicher Einflussnahme befunden, dass er unschuldig ist. Dass die WADA   Einspruch erhebt, ist natürlich für ihn unangenehm, weil er wieder einige Monate warten muss.

Im Vorjahr kamen 73.000 Zuschauer. Wird der Rekord heuer gebrochen?

Ich denke schon, weil es mit der Farewell-Parte von Thiem noch ein zusätzliches  Event gibt. Was die Sitzplätze betrifft, sind wir voll. Aber es hätten wesentlich mehr Zuschauer sein können, von Donnerstag bis Sonntag hätten wir doppelt so viele Karten verkaufen können.

Seit 2015 ist Wien ein 500er-Turnier, lebt die Chance auf die höchste Kategorie, ein Masters-1.000-Turnier?

Wir hätten damals nie gedacht, dass es uns gelingt, ein 500er zu veranstalten, also sag niemals nie. Ich hoffe, dass es in vier, fünf Jahren die neue Halle gibt. Um das Turnier als 1.000er-Turnier austragen zu können, bräuchten wir  ein Fassungsvermögen von 13.500 Zuschauern.