Sieg im Österreicher-Duell: Thiem im Kitz-Viertelfinale
Von Christoph Geiler
Dominic Thiem stand noch unter dem Eindruck seines emotionalen Auftakterfolges bei den Generali Open, als er mit dem Brustton der Überzeugung zu später Stunde in Kitzbühel frohlockte: „Es macht wieder Spaß. Die Bälle gehen wieder dorthin, wo ich es möchte“.
Keine 24 Stunden später war von dieser Selbstsicherheit und Ballkontrolle wenig zu sehen. In seinem Achtelfinale gegen Sebastian Ofner flogen die Filzkugeln teilweise unkontrolliert durch die Gegend, als hätten sie ein Eigenleben entwickelt. Und besagte Spielfreude war Dominic Thiem über weite Strecken der Partie auch nicht wirklich anzumerken.
Dass der 28-Jährige trotzdem im Österreicher-Duell in drei Sätzen die Oberhand behielt, lag in erster Linie daran, dass er in dieser seltsamen Partie noch der nervenstärkere und standfestere zweier labiler Spieler war.
Ein Sinnbild
Der Beginn des dritten Satzes stand sinnbildlich für den launischen Charakter dieses Achtelfinales. Zwei Mal knöpfte Sebastian Ofner dem Favoriten den Aufschlag ab, zwei Mal kassierte der Steirer prompt das Rebreak. Das Wissen, die Sensation auf dem Schläger zu haben, schien den Arm des 26-Jährigen zu lähmen. Umgekehrt packte Thiem in dieser Phase sein ganzes taktisches Repertoire aus und brachte mit einer regelrechten Slice-Orgie sein Gegenüber aus dem Konzept. Nach der Abwehr von zwei Breakbällen fixierte der 28-Jährige nach zwei Stunden schließlich den Pflichtsieg – 6:2, 3:6, 6:3.
Große Mühe
Der Kitzbühel-Champion von 2019 hatte sich das Leben selbst schwer gemacht. Nach einem lockeren Gewinn von Satz 1 (6:2) verlor Dominic Thiem plötzlich den Faden und erinnerte an seine ersten desolaten Auftritte nach der langen Verletzungspause. Nach dem Kraftakt wartet im Viertelfinale der Deutsche Yannick Hanfmann, der unter normalen Voraussetzungen kein Stolperstein sein sollte. Aber aktuell weiß niemand, was man von Dominic Thiem auf dem Platz serviert bekommt. Wahrscheinlich weiß das nicht einmal er selbst.