Inside Tour de France: Was die Rad-Stars in ihren Koffern haben

Felix Gall nimmt am 1. Juli seine erste Tour de France in Angriff. Der KURIER begleitet den Osttiroler auf dem Weg nach Paris und liefert regelmäßig Einblicke in das Leben eines Radprofis.

Im Flieger nach Bilbao bekam Felix Gall dann spät aber doch den Anflug von Nervosität, den jeder Radprofi vor Beginn der Tour de France hat. Egal ob er nun ein alter Haudegen ist, oder eben wie der Osttiroler ein Neuling bei der wichtigsten Rundfahrt der Welt.

In den vergangenen Wochen hatte Gall immer wieder auf seine Coolness verwiesen und sich betont gelassen präsentiert („ich bin keiner, der nervös ist“), aber spätestens seit seiner Ankunft im Baskenland, wo am Samstag die erste Etappe gestartet wird, ist es vorbei mit der Contenance und um den 25-Jährigen geschehen. „Ich bin ein bisschen aufgeregt“, gesteht Felix Gall im KURIER-Gespräch. „Es ist ja doch die Tour de France.“

Der Juniorenweltmeister von 2015 reiste mit einigem Übergepäck zur Frankreich-Rundfahrt. Felix Gall hat einen Rucksack voll Erwartungen dabei, obendrein eine große Portion Neugier, aber nicht zuletzt auch eine Riesenmenge Respekt. Denn: „Jeder weiß, dass das kein normales Radrennen ist.“

Wichtiges Schuhwerk

Im Inhalt seines Koffers lässt sich das auf den ersten Blick freilich nicht festmachen. „Ich habe gar nicht viel mehr mit, als zu einer einwöchigen Rundfahrt“, erzählt der Profi des französischen AG2R Citroën Teams, um dann Einblicke zu liefern, was ein Radfahrer während einer Tour de France neben seinen Fähigkeiten sonst noch alles mitbringen muss.

Ein Radfahrer braucht vor allem einmal das passende Schuhwerk. Felix Gall ist mit drei Paar Radschuhen zur Tour de France angereist, sicher ist sicher. Und weil es nichts Unangenehmeres gibt, als seine Füße in nasse Radschuhe zu stecken, darf ein eigener Schuhtrockner im Gepäck nicht fehlen.

„Es ist sowieso wichtig, dass man genug Ersatzgewand dabei hat. Wenn man zum Beispiel in einen Sturz verwickelt ist, wird meistens was kaputt und du brauchst am nächsten Tag ein neues Outfit“, erzählt Gall.

Grundsätzlich wird aus modischer Sicht während der Tour auf den Schönheitspreis gepfiffen. „Für die Teampräsentation müssen Jeans und ein Polo reichen“, sagt der Osttiroler, „wir kommen ja sonst eh zu nichts.“

Tatsächlich strampeln sich Felix Gall und seine Kollegen in den kommenden drei Wochen richtig ab. Das Leben spielt sich praktisch nur auf dem Rad, im Mannschaftsbus und im Hotel ab. „Das wird superhektisch“, weiß der 25-Jährige.

Großer Respekt

Umso wichtiger ist ein ergiebiger und erholsamer Schlaf. Wiewohl Felix Gall die Erfahrung gemacht hat, dass es während einer Rundfahrt trotz aller Torturen gar nicht einmal so einfach ist, ins Reich der Träume zu gleiten. Vor allem, wenn man jede Nacht in einem anderen Bett verbringt. „Ich habe deshalb seit heuer immer meinen eigenen Polster mit“, sagt der Österreicher.

Felix Gall wirkt 48 Stunden vor der Premiere bei der Tour de France zwar abgeklärt, zugleich ist er auch aufgedreht. Der Mann aus Nußdorf-Debant hat in seiner Karriere erst eine dreiwöchige Rundfahrt bestritten, die Erinnerungen an den Giro d’Italia 2022 sind nicht gerade positiv. „Ich muss mit Respekt reingehen und mit den Energien haushalten. Nicht, dass ich in der ersten Woche schon überdrehe“, sagt Felix Gall. „Drei Wochen sind für jeden hart.“

Für ein Mitglied eines französischen Rennstalls ist die Tour de France dann vielleicht noch eine Spur intensiver und herausfordernder. „Wir haben sicher mehr Druck als andere Teams. Wenn wir bei der Tour eine Etappe gewinnen, dann ist das Jahr praktisch gerettet. An den drei Wochen werden wir gemessen“, weiß der Osttiroler.

Felix Gall steht übrigens hoch im Kurs bei den Buchmachern. Der Etappensieg zuletzt bei der Tour de Suisse hat den Debütanten plötzlich in den Rang eines Anwärters auf einen Tageserfolg katapultiert. Wer 10 Euro auf einen Etappensieg von Felix Gall setzt, bekommt gerade einmal 27,50 Euro.