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Frage der Moral: Die Formel 1 gastiert in Baku auf umstrittenem Terrain

Es ist wie so oft im Sport eine Frage von Moral und Werten, die sich rund um den Formel-1-Grand-Prix von Aserbaidschan an diesem Wochenende auftut. Bis zum 10. November des vergangenen Jahres führte das Land Krieg gegen dem Nachbarn Armenien und besetzte die Region Bergkarabach. Seitdem gibt es einen von Russland kontrollierten Waffenstillstand, das Gros der Armenier, die in Bergkarabach lebten, flüchtete oder wurde vertrieben. Mindestens 7.000 Menschen starben auf beiden Seiten.

Zuletzt gab es wieder kleinere Scharmützel zwischen den Parteien, Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev klagte am Mittwoch, er sei „jederzeit“ zu einem Friedensvertrag mit Armenien bereit, doch die Gegenseite gehe auf das Angebot nicht ein.

Und nun kommt der Milliardenzirkus Formel 1 und dreht fröhlich seine Runden durch die Straßen von Baku, auch wenn schon vor der ersten Austragung die Kritik wegen Menschenrechtsverletzungen in dem autokratisch regierten Land laut war.

Ecclestones Erbe

Der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hatte den Vertrag mit den Machthabern geschlossen. 2016 wurde das Rennen noch als Großer Preis von Europa gefahren, ab 2017 als Großer Preis von Aserbaidschan, nicht zuletzt der besseren touristischen Vermarktbarkeit wegen: Es geht ums Geld.

Und das sollte schon im alten Rom nicht stinken; der Spruch „pecunia non olet“ geht der Überlieferung nach auf Kaiser Vespasian zurück, der von 9 bis 79 nach Christi Geburt lebte. Umgekehrt wäre der Rennkalender um einige Bewerbe ärmer, würde man Ungarn, Russland, Brasilien, Saudi-Arabien oder Abu Dhabi der Menschenrechtssituation wegen streichen; die Rennen in China und der Türkei wurden ja wegen der Corona-Pandemie abgesagt und nicht etwa wegen der Unterdrückung der Opposition.

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Gefahren wird jedenfalls am Sonntag (Start: 14 Uhr MESZ), und bis dahin sollte auch der amtierende Vizeweltmeister in Baku eingetroffen sein. Valtteri Bottas hätte am Donnerstag zum Medienvolk sprechen sollen, „ich hatte aber ein paar Probleme mit meinem Flug“, gestand der 31-jährige Finne in einer digitalen Medienrunde. Der Mercedes-Pilot hoffte, bis am Abend anzukommen.

Hartes Spitzenduell

Mit Spannung wird die nächste Runde im Zweikampf an der WM-Spitze erwartet. In das Rennen auf dem anspruchsvollen Kurs geht Red-Bull-Pilot Max Verstappen mit vier Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger Lewis Hamilton im Mercedes. Der Niederländer stand in Baku noch nie auf dem Podest, doch auch der Brite schaffte das bei den bisherigen vier Auflagen nur zweimal: Sieger 2018 und Zweiter 2019.