Wegen VAR-Chaos: Wenger will die Abseits-Revolution durchboxen
Und wieder einmal ging es nur um Zentimeter: Beim Premier-League-Hit zwischen Chelsea und Manchester United, den die Gäste mit 2:0 gewinnen konnten, wurde ein Tor der Londoner nach einem Eingriff durch den Video Assistent Referee (VAR) aberkannt, weil der vermeintliche Torschütze Olivier Giroud mit seinem rechten Fuß im strafbaren Abseits gestanden war.
Nach den aktuellen FIFA-Regeln war das eine völlig korrekte Entscheidung. In der kommenden Saison soll das allerdings anders sein. Dann soll die Position von Giroud kein strafbares Abseits mehr sein. Jedenfalls, wenn es nach Ex-Arsenal-Startrainer Arsene Wenger geht, der seit Herbst 2019 als Chef der Entwicklungsabteilung beim Fußball-Weltverband arbeitet. In dieser Funktion soll er die Entwicklung des Fußballs vorantreiben.
Am Dienstag kurz vor Mitternacht ging der Franzose mit seinem konkreten Plan in die Öffentlichkeit, der den Fußball wohl radikal verändern würde. Gegenüber der britischen Boulvardzeitung The Sun erklärte Wenger, wie die Abseitsregel ab kommender Saison zur Anwendung kommen soll: "Ein Spieler würde nicht mehr im strafbaren Abseits stehen, wenn ein Körperteil, mit dem er ein Tor erzielen darf, mit dem vorletzten Gegenspieler auf gleicher Höhe ist, auch wenn seine anderen Köperteile näher zum gegnerischen Tor als dieser sein sollten."
Das würde bedeuten, dass die Abseitsregel umgedreht werden würde. Denn aktuell ist es so, dass ein aktiv am Spielgeschehen teilnehmender Spieler im strafbaren Abseits steht, wenn er sich mit nur einem einzigen Köperteil, mit dem er ein Tor schießen darf (also Kopf, Rumpf und Beine), näher zum gegnerischen Tor befindet als der vorletzte Gegenspieler.
"Das wird Klarheit schaffen. Man hätte nicht länger Millimeter-Entscheidungen, wenn nur ein Bruchteil eines Angreifers vor der Verteidigungslinie ist", ist sich Wenger sicher. Dem mächtigen Franzosen ist es extrem ernst. Die neue Regelung soll so schnell wie möglich ins FIFA-Regelwerk aufgenommen werden. Und wenn das gelingt, könnte die neue Abseitsregel schon bei der EURO 2020 zur Anwendung kommen.
Das ist realistischer als es sich anhört. Denn Wenger will, dass die neue Abseitsregel bereits bei der nächsten IFAB-Sitzung Ende Februar beschlossen wird. Das ist jenes Gremium, das die Fußballregeln als einziges verändern kann. Der Weltverband hat im Regelboard vier der acht Stimmen. Die FIFA stimmt immer en bloc ab. Um die neue Regel umzusetzen braucht es nur zwei weitere Stimmen. Im IFAB sitzen noch je ein Vertreter des englischen, des schottischen, des walisischen und des nordirischen Fußballverbandes. Wenger ist Mitglied von Beratungsgremien des IFAB.