Starker EM-Abschied: Wie Fodas Pausen-Umstellung Italien schwächte
Am Samstag erlebten wir ein Wechselbad der Gefühle. Österreich brachte den großen Favoriten an den Rand einer Niederlage. Das Spiel hatte im Wembley-Stadion alles zu bieten: Tempo, Taktik und viel Emotion. Sowohl in den ersten 45 Minuten als auch in der ersten Hälfte der Nachspielzeit konnten die Italiener ihre Stärken auf den Platz bringen.
Sie kontrollierten das Spiel mit hoher Ballsicherheit, gutem Kurzpassspiel und schnellen Umschaltphasen. Österreich hielt lange dagegen, musste sehr viel Energie investieren, um nicht in der ersten Halbzeit schon in Rückstand zu geraten. Österreichs Team war aber dann Mitte der zweiten Halbzeit und gegen Ende des Spiels die gefährlichere Mannschaft.
Wie erwartet wollte Italien Spielkontrolle über Ballbesitz erlangen. Ihre Struktur war sogar voraussehbar: Sie bevorzugten einen asymmetrischen Spielaufbau, bei dem der rechte Außenverteidiger und zwei Innenverteidiger eine Dreierkette bildeten. Auf der linken Seite konnte Leonardo Spinazzola als spiel- und dribbelstarker Außenverteidiger offensiv agieren. Veratti und Jorginho positionierten sich linkslastig und gaben den Rhythmus vor. So kam es zu einer Überladung der linken Seite.
Nach anfänglich größeren Spielanteilen für Österreich in der ersten Viertelstunde folgten druckvolle 30 Minuten der Italiener nach benanntem Muster.
Torgefahr erzeugten die Italiener, wenn sie das hohe Pressing der Österreicher überspielten, nach Ballgewinnen schnell und direkt umschalten konnten oder nach Spielverlagerungen und den darauffolgenden Eins-gegen-Eins-Situationen.
In der Pause haben Foda und sein Trainerteam richtig reagiert und die Spieler so positioniert, dass die starke linke Seite der Italiener zugestellt wurde. Dieser Schachzug ermöglichte eine Steigerung. Österreichs Ballbesitzzeiten erhöhten sich, Pressingintensität und Druck der Italiener ließen nach. So lag in der 65. Minute die Sensation in der Luft. Man konnte den Schrecken und die Verzweiflung in den Gesichtern der Italiener erkennen. Doch der VAR ließ Ernüchterung bei Österreich und Erleichterung bei Italien zurückkehren.
Italien legte nach
In der regulären Spielzeit passierte nicht mehr viel. Italien brachte vier neue Spieler, Franco Foda vertraute trotz des kräftezehrenden Spiels mit Ausnahme von Baumgartner weiterhin seiner Startformation. So legte Italien in der Nachspielzeit spielerisch noch einmal nach und erzielte durch gewohnte Muster zwei Tore.
Foda reagierte ebenfalls mit einer Umstellung auf die zwei großen Stürmer Kalajdzic und Gregoritsch und einem Spiel auf den zweiten Ball. Es gelang aber nur mehr der Anschlusstreffer, und es blieb die Erkenntnis, dass an diesem Tag der Favorit zu biegen gewesen wäre.
Fazit: Nach der Kritik in der EM-Vorbereitung und der stetigen Steigerung von Spiel zu Spiel bestätigte das Team die zu Recht gesteckten Hoffnungen und Erwartungen. Ab September geht es darum, diese Leistung zu bestätigen und als nächsten Schritt auch einmal eine Top-Nation zu schlagen.