Sport/Fußball

ÖFB-Machtkampf: Was dem zweiten Geschäftsführer vorgeworfen wird

Seit 2016 führen Generalsekretär Thomas Hollerer und sein Kollege Bernhard Neuhold, der CEO der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe GmbH, den ÖFB als Doppelspitze. Die schlechte Beziehung der beiden zueinander ist zu einem Problem geworden für den Fußball-Bund. Präsident Klaus Mitterdorfer hat es nicht geschafft, die Angelegenheit zu lösen. Vor wenigen Wochen wurde ein vier Seiten langer Brief Mitterdorfers an Präsidiumskollegen öffentlich.

Der Bericht über seine Erfahrungen mit den beiden obersten Angestellten fiel einseitig aus. Der Tenor: Bernhard Neuhold ist für Mitterdorfer stets erreichbar, Thomas Hollerer indes lässt nicht nur Verlässlichkeit, sondern nach Angaben einiger Mitarbeiter auch Führungsqualitäten vermissen. Eine Mitarbeiterin hätte er zum Weinen gebracht. Sponsoren und Partner hätten sich über den Generalsekretär beschwert.

Verfasst wurde dieser Brief im Oktober des Vorjahres. Warum der Präsident ein Jahr lang nichts unternommen hat, ist für ÖFB-Insider klar: Thomas Hollerer hat im 13-köpfigen ÖFB-Präsidium, das ihn durch eine einfache Mehrheit ebenso von seinen Aufgaben entbinden könnte wie seinen Kollegen Bernhard Neuhold, seine Fürsprecher. Diese wiederum wollen lieber Neuhold weghaben.

Das Gremium ist gespalten, am Freitag tagt es. Dass es so nicht weitergehen kann, haben am Mittwoch die sieben Abteilungsleiter der ÖFB-Geschäftsstelle in einem Brief ans Präsidium verdeutlicht. Sinngemäß heißt es darin: Über die Missstände in der Geschäftsstelle sei lange genug hinweggesehen worden. Eine Lösung des Problems ist überfällig.

Dazu könnte es nun am Freitag kommen. Und während die Vorwürfe gegen Thomas Hollerer verschriftlicht wurden, sind gegen Bernhard Neuhold seitens der Belegschaft keine aufgetaucht.

Bleibt die Frage, was dem Niederösterreicher vorgeworfen wird seitens jener Präsidiumsmitglieder, die seinem Intimfeind Thomas Hollerer nahestehen? Die Sache führt zurück in die kurze Präsidenten-Ära von Gerhard Milletich. Zur Erinnerung: Der Burgenländer, im Brotberuf Verleger, trat im Jänner 2023 zurück, weil er nicht entkräften konnte, dass er sein Amt dazu benutzt hat, bei ÖFB-Sponsoren, um Inserate für seine Magazine zu keilen.

Die Spesenabrechnung

Was das mit Bernhard Neuhold zu tun hat? Milletich hat versucht, einen entsprechenden Termin, bei dem er einen Sponsorenvertreter zur Schaltung eines Inserats aufgefordert hat, als privaten Termin darzustellen. Sein Problem: Für ebendiesen Termin hatte er dem ÖFB Spesen verrechnet. Und die entsprechende Abrechnung hat Bernhard Neuhold als CEO an Vizepräsident Gerhard Götschhofer ausgehändigt – nach schriftlicher Aufforderung.

Milletichs Mitstreiter – zu denen auch Thomas Hollerer zählte – werfen Neuhold seither Illoyalität gegenüber dem Ex-Präsidenten vor und wollen ihn loswerden. Neuholds Befürworter indes betonen, der Geschäftsführer sei nur einer Aufforderung des Vizepräsidenten nachgekommen und habe sich aufgrund der aufzuklärenden Vorwürfe dem ÖFB gegenüber loyal verhalten. Gut möglich, dass am Freitag wieder über diese Geschichte gestritten wird.