Sport/Fußball

Marc Janko vor der EM 2020: Aufpassen auf Arnautovic

Die Lose sind gezogen, sie bescherten Österreich – sportlich gesehen – eine durchaus interessante Gruppe. Teamchef Franco Foda hat gemeint, so habe ich gelesen, dass hinter den Niederlanden alles möglich sei. Dem pflichte ich bei, möchte aber erwähnen, dass die Ukraine eine unglaubliche Qualifikation gespielt hat. Leider wissen wir aus eigener Erfahrung von der EURO 2016, dass das nicht unbedingt viel zu bedeuten hat, aber im ukrainischen Team ist über die letzten Jahre offensichtlich etwas zusammengewachsen, so dass wir auf der Hut sein müssen.

Wie immer bei einem Turnier wird dem Auftaktspiel eine besondere Bedeutung zukommen, auch das haben wir 2016 schmerzvoll gegen Ungarn erfahren müssen. Das erste Spiel bei so einer Großveranstaltung gestaltet sich meistens zäh, gleich ob für einen Außenseiter oder für einen regierenden Europa- oder Weltmeister. Es weist einem die Richtung, es kann Druck erzeugen oder Druck nehmen für die kommenden Aufgaben. Daher bietet sich als taktische Ausrichtung oft die sogenannte kontrollierte Offensive eher an als ein bedingungsloses Spektakel.

Kein EURO-Feeling

Noch müssen wir auf unseren Auftaktgegner warten, er könnte Rumänien in Bukarest heißen, womit das ÖFB-Team gleich mit einem Auswärtsspiel ins Turnier starten würde. Da man diesmal quer über Europa verstreut spielt, wird das klassische EURO-Feeling vielleicht nicht aufkommen. 2016 in Frankreich wurden wir in jeder Sekunde daran erinnert – an den Flughäfen, in den Städten, auf den Straßen. Jede Sekunde hast du gemerkt und gespürt, dass du bei einer EURO bist. Ich kann mir vorstellen, dass man sich dieses Mal eher im Modus einer Qualifikation wähnt, wo man einfach zu drei Auswärtsspielen reist.

Schwere Reiseplanung

Apropos: Ich bin zwar kein ausgebildeter Reiseleiter, aber wenn ich die Programmdaten genau betrachte, dann wäre es wohl mehr als eine Alternative, das Hauptquartier während der Vorrunde in Bukarest aufzuschlagen und von dort zum zweiten Spiel nach Amsterdam und wieder zurück zu reisen. Eine jeweilige Rückreise nach Österreich wäre aus dem Blickwinkel der Regeneration alles andere als optimal und sinnvoll, weil zwischen den Spielen ohnehin nur wenig Zeit bleibt. Dabei geht es nicht nur um die Flugreisen, sondern in Folge auch um die Busfahrten ins Teamquartier.

Die Fitness wird generell ein wichtiger Faktor bei dieser EURO sein. Ich habe zuletzt an dieser Stelle geschrieben, dass das österreichische Team auf allen Positionen doppelt besetzt ist, und zwar ohne erheblichen Qualitätsverlust. Auch nach der Niederlage in Lettland bleibe ich bei der Behauptung, füge aber an, dass dies nicht ganz für die Position des Solostürmers gilt.

Ein Solo für Marko

Marko Arnautovic sollte fit und in Form die EURO in Angriff nehmen, ansonsten wird Teamchef Franco Foda Kopfschmerzen bekommen. Denn den anderen Stürmern hinter Marko ist auf diesem Niveau der Knopf noch nicht wie erhofft aufgegangen. 2016 hatte ich die Rolle des Solostürmers inne, war vor der EURO zwei Monate lang verletzt und dann alles andere als in meiner Blüte. Marko sollte daher auf seine Fitness achten und vielleicht auch abseits der laufenden chinesischen Liga extra mehr machen, um topfit in das Turnier gehen zu können.

Marc Janko, 36, spielte 70-mal für Österreich und erzielte 28 Tore. Aktuell ist er Fußball-Experte bei Sky.

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