Sport/Fußball

Marc Janko über Rapid und den LASK: "Es war zum Fremdschämen"

Corona ist zwar noch lange nicht Geschichte, doch die erste Corona-Fußballsaison ist immerhin nach vielen Widrigkeiten und einigem Aufwand zu Ende gegangen. Dem österreichischen Fußball und dem Fortbestand seiner Vereine hat dies sicherlich geholfen, auch wenn leider einige negative Begleiterscheinungen zu vermelden waren. Wir haben eine interessante, spannende und ereignisreiche Saison erlebt mit einem Stillstand im öffentlichen Leben und somit auch im Fußball. Es war eine Extremsituation mit großer Unsicherheit für alle Beteiligten, eine Belastung für jeden von uns.

Oft haben wir gehört, dass die Menschen in der Krise zusammenstehen, sich solidarisieren, mehr Rücksicht auf den anderen nehmen. Vielerorts war das zu beobachten, leider lieferten heuer aber gleich zwei Bundesligisten beispiellose Aktionen, die dieses „Wir-Gefühl“ mit Füßen traten. Der Trainingsskandal des LASK und Rapids widerlich frauenfeindliches Transparent der Ultras waren an sich schon traurig genug. Doch dem nicht genug, die ersten Stellungnahmen von dem einen oder anderen Vereinsoffiziellen direkt danach, die fehlende Reue, der Versuch, zu beschwichtigen, das Versäumnis, sofort rote Linien zu ziehen – die ganze Sache erreichte damit noch einmal einen nicht für möglich gehaltenen Tiefpunkt. Es war zum Fremdschämen. Angeblich gelobt man nun Besserung. Man darf gespannt sein.

Foul mit Folgen

Der LASK hat sich mit seinem „Foul“ viele Sympathien in Österreich verspielt, sogar bei der eigenen Fanszene. Der Absturz danach in der Tabelle hatte meiner Meinung nach in erster Linie psychologische Gründe. Die Spieler wurden immer wieder darauf angesprochen, dass der Klub die Fairness mit Füßen getreten hatte. So etwas bleibt dann irgendwann in den Köpfen drinnen. Darüber hinaus wirkte sich die Corona-Pause für den LASK, der sich davor in einem echten Flow befunden hatte, gar nicht gut aus. So als hätte ich als Stürmer einen Lauf, treffe nach Belieben – und plötzlich darf ich nicht mehr spielen oder bin verletzt. Die Leistungen des LASK würde ich grundsätzlich als nicht schlecht einstufen, vielmehr fehlten die Ergebnisse. Auf einmal meldet sich der Kopf, und das Selbstverständnis war dahin.

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Bei Rapid ist es hingegen eine weitere unrühmliche Aktennotiz, die wieder einmal erahnen lässt, wie vereinsintern die Machtverhältnisse verteilt sind. So unerreicht weit weg man aktuell von seinem ausgerufenen Leitbild zu sein scheint, so übertroffen wurden die eigenen Erwartungen und Ziele für die Saison. Mit Platz zwei ist Rapid ein gefühlter Meister – das ist eine tolle Sache, für die man Trainer Dietmar Kühbauer und seinem Team Respekt zollen muss.

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Bankrott-Erklärung

Nach Schlusspfiff der Saison sorgte der Skandal rund um die Commerzialbank und damit auch um den Verein Mattersburg für das i-Tüpfelchen. Mir fehlen fast die Worte, wenn ich denke, wie viele Menschen da um ihr Geld gebracht worden sind. In Zeiten von Corona wiegt das wohl doppelt schwer. Ich befürchte den Zwangsabstieg für den Klub und glaube, dass WSG Tirol in der Liga bleibt. Die Tiroler sind somit die lachenden Letzten.

Kommen wir zu etwas Positivem: Die Saison brachte Spannung bis zum Schluss und keinen einsamen Alleingang der Salzburger. Wichtig war für mich, dass die Liga zu Ende gespielt wurde, auch wenn Geisterspiele kein ideales Szenario sind. Natürlich kann ich den Unmut mancher Fans verstehen, aber in diesem Fall sollte man das große Ganze im Blick haben. Ohne diese Spiele würde es einige Klubs jetzt nicht mehr geben, sie waren einfach existenziell wichtig.

Ich hoffe, dass in der kommenden Saison Zuschauer wieder zugelassen werden, fürchte aber, dass volle Stadien noch längere Zeit ein Wunschdenken bleiben werden, weil das Virus eben nicht weg ist.

Das gilt für den Klubfußball wie auch für das Nationalteam, das im September mit der Nations League beginnt. Auch dort sehe ich derzeit keine Rückkehr zu vollen Rängen. Die werden bei der EURO 2021 nur dann möglich sein, wenn bis dahin ein Impfstoff auf dem Markt ist.

 

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 36-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

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