Sport/Fußball

Kuss-Eklat nach WM-Titel: Präsident setzte Spanien-Star unter Druck

Die spanische Titel-Premiere bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland rückte schnell in den Hintergrund. Zu sehr hatten die Szenen rund um Verbands-Präsident Luis Rubiales nach dem Triumph für Aufregung und Kritik gesorgt. Spaniens Kultur- und Sportminister Miquel Iceta bezeichnete das Verhalten von Rubiales gegenüber Star-Spielerin Jennifer Hermoso als "inakzeptabel" und forderte, dieser müsse nun "als allererstes Erklärungen abgeben und sich entschuldigen".

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Was der mächtige Funktionär dann auch tat. Er habe Hermoso "spontan" und „ohne jede böse Absicht oder bösen Willen" auf den Mund geküsst. "Hier haben wir alle es als etwas Natürliches, Normales betrachtet, aber draußen scheint es einen Aufruhr gegeben zu haben", erklärte Rubiales am Montagnachmittag. "Ich muss mich entschuldigen, da führt kein Weg dran vorbei. Und ich muss daraus lernen und verstehen, dass man als Präsident einer so wichtigen Institution wie der RFEF vorsichtiger sein muss, vor allem bei Zeremonien und dieser Art von Angelegenheiten." Er habe "wahrscheinlich einen Fehler gemacht".

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Falsches Statement

Eigenartig mutete nach dem Vorfall die Reaktion von Hermoso selbst an. In einer ersten Reaktion kurz nach der Siegerehrung auf einem Video aus der Kabine sagte sie: "Das hat mir nicht gefallen." In einem Statement des spanischen Fußballverbandes wurde sie dann jedoch anders zitiert. Man solle "dieser Geste der Freundschaft und der Dankbarkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken", teilte Hermoso mit: "Der "Präsi" und ich haben ein großartiges Verhältnis zueinander. Sein Verhalten uns allen gegenüber war ausgezeichnet." 

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Doch die vermeintliche Verteidigung Hermosos scheint doch eher Wunschdenken gewesen zu sein. Wie die Journalistin Natalia Torrente im Medium "Relevo" berichtet, soll Rubiales Hermoso nahezu angebettelt haben, ein gemeinsames Entschuldigungs-Video aufzunehmen. Das lehnte diese allerdings ab. Rubiales war demnach so verzweifelt, dass er die Spielerin vor versammeltem Team, den Familien und Betreuern anflehte. Zudem soll auch Trainer Jorge Vilda Hermosos Familie unter Druck gesetzt haben.

Als die 33-Jährige sich weigerte, setzte sich Rubiales schließlich selbst vor die Kamera. Zudem wird berichtet, dass auch die nachträgliche Verteidigung Hermosos nicht von ihr selbst stammen soll. Das Statement des Verbands war demnach nicht mit ihr abgesprochen.