Trennung offiziell: Goran Djuricin nicht mehr Rapid-Coach
Von Alexander Huber
Die Siegesserie von Rapid gegen den SKN ist gerissen - und damit ist auch die Amtszeit von Goran Djuricin zu Ende. Nach fünf Siegen in Folge gegen die St. Pöltner gab es ein 0:2, der Chefcoach wurde kurz nach dem Schlusspfiff im Allianz Stadion beurlaubt.
Didi Kühbauer, der zwar oft an seinen Herzensverein denkt, aber keine Ausstiegsklausel für Rapid in den Vertrag in St. Pölten schrieben ließ, ist ein Nachfolgekandidat. "Ein schlechtes Gewissen kann man mir nicht vermitteln. Es tut mir leid für Gogo, aber so ist das Fußballgeschäft. Leider war ich der Trainer, der ihn den Job gekostet hat", sagte Kühbauer zur Ablöse Djuricins. Mit dem SKN hat Kühbauer schon jetzt die 20 Punkte der gesamten letzten Saison erreicht. Für Rapid entfernt sich das Meister-Play-off hingegen gefährlich - die Wiener rangieren mit neun Punkten nach neun Runden nur am siebenten Tabellenrang.
"Goran Djuricin hat alles für den Verein getan, aber auch er hat Verständnis, dass wir nun die Leine ziehen mussten. Es ist der richtige Schritt, so schwer es auch fällt und so weh es auch tut", begründete Sportdirektor Fredy Bickel auf der Pressekonferenz nach dem Match die Entscheidung des Klubs. "Auf Spekulationen lassen wir uns jetzt nicht ein. Das nächste Training werden (Thomas) Hickersberger und Butre (Martin Bernhard) leiten. Am Montag ist Präsidiumssitzung, dann wird man weiter sehen", sagte der Schweizer, der "ein Bild im Kopf habe, welchen Trainer die Mannschaft jetzt braucht. Es ist eine intelligente und sensible Mannschaft, aber zu viel möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen."
Zu große Last
Die desolate Rapid-Leistung gegen die Niederösterreicher brachte schließlich das Fass zum Überlaufen. "Die Mannschaft hatte ein Problem, mit der Situation umzugehen. Sie konnte nicht wegstecken, was in den letzten Wochen alles auf uns eingeprasselt ist", sagte Bickel.
Dabei hatte der Sport-Geschäftsführer nach dem Cupsieg gegen Mattersburg noch mit einer Trendwende spekuliert. "Ich habe ehrlich gehofft, das könnte der Befreiungsschlag gewesen sein, aber heute hat man gesehen, dass es nicht so war. Ich hatte das Gefühl, dass wir Rucksäcke tragen, ganze Koffer auf den Platz mitschleppen."
Die Last war schließlich zu groß - auch für Djuricin, der offenbar schon beim Schlusspfiff wusste, was es geschlagen hatte. Seine Umarmungen der Spieler hatten den Charakter eines bevorstehenden Abschieds. Unmittelbar danach wurde der Coach in der Kabine von Bickel über die Trennung informiert und gab sich dabei laut dem Sportchef gefasst. "Er hatte völliges Verständnis dafür, dass jetzt etwas passieren muss."
Passiver SKN
In der Anfangsphase wurde auf den Tribünen über die vorzeitige Vertragsverlängerung von Thomas Murg bis Sommer 2022 ohne Ausstiegsklausel gesprochen. Zu hören war das wegen eines 15-minütigen Stimmungsboykotts im „Block West“.
St. Pölten hatte einen auffällig verhaltenen Start. Waren es die Gedanken der Spieler an einen möglichen Verlust von Kühbauer? Oder das Vertrauen in die eigene Effizienz? Der Tabellendritte begnügte sich im 5-3-2-System damit, mit nur 29% Ballbesitz in Hälfte eins die Räume zuzustellen. Der Rapidler Dejan Ljubicic traf auf seinen um nur zehn Monate jüngeren Bruder Robert im direkten Mittelfeld-Duell, noch dazu beide mit der Nummer 39.
Während die Gäste mit der Aufstellung vom 3:0 gegen Hartberg antraten, setzte Djuricin auf die Elf vom 2:0 gegen Spartak Moskau. Anders als in der Europa League wurde die große Chance per Standardsituation über Mert Müldür aber nicht zum 1:0 verwertet. SKN-Tormann Christoph Riegler parierte den Kopfball des Rapid-Talents (20.).
Eine „Hundertprozentige“, also genau so eine Situation, für die Deni Alar zurückgeholt worden war, gab es auch: Nach Schwab-Flanke war der Mittelstürmer komplett frei, köpfelte aus wenigen Metern aber auf Riegler (32.). Nur eine Minute später eine ähnliche Situation, Alar köpfelte die Schwab-Flanke daneben.
Effizienz pur
Eine Minute vor der Pause kam die erwähnte SKN-Effizienz ins Spiel: René Gartler, bis dahin überhaupt nicht im Bild, spielte mit Robert Ljubicic einen Doppelpass. Den Abschluss des Ex-Rapidlers bugsierte Tormann Richard Strebinger unglücklich via Latte ins eigene Tor – 0:1. Nicht umsonst hielt St. Pölten schon davor mit einer Chancenverwertung von 19 Prozent den Liga-Bestwert.
Nachdem direkt nach Wiederbeginn Ivan den Ausgleich vergeben hatte, endeten auch St. Pöltner Chancen ohne Tor: Kwang Ryong Pak (51.) und Taxiarchis Fountas scheiterten im Konter (55.).
Rapid verteidigte kopflos, ohne Absicherung – und deswegen ab Minute 59 zu zehnt. Ivan stoppte als letzter auf der Mittellinie Joker Husein Balic, Gelb-Rot.
Das Ende
Der nächste Konter brachte die Entscheidung: Nach einem Alar-Fehler schickte Pak erneut Balic – 0:2 (64.).
Müldür und Ljubicic hätten es in der Rapid-Viertelstunde noch ein wenig spannender machen können, aber es gelang nicht einmal der Ehrentreffer bei Djuricins Abschiedsvorstellung.