Historisch: Der ÖFB macht erstmals eine Frau zur Teamchefin
Etwas mehr als zwei Wochen ist es her, dass der LASK mit seinem Trainerwechsel für Aufsehen sorgte. Valerien Ismael musste gehen, Dominik Thalhammer wurde wenig später als neuer Trainer und Sportdirektor vorgestellt. Er verließ damit das ÖFB-Frauenteam, das er seit 2011 mit Erfolg gecoacht hatte.
Am Montag wurde nun vom ÖFB die Nachfolge offiziell gemacht. Und es war ein historischer Tag für den österreichischen Fußball. Denn erstmals wurde eine Frau als Teamchefin präsentiert, Irene Fuhrmann tritt in die Fußstapfen Thalhammers. Ihr Assistent wird künftig U17-Frauen-Teamchef Markus Hackl.
- Die Pressekonferenz zum Nachsehen:
Thalhammer hatte die Wienerin 2017 als seine Assistentin in den Betreuerstab geholt, um das Frauen-Nationalteam auf die EM vorzubereiten. Bei der Endrunde in den Niederlanden wurden die Österreicherinnen bei der ersten Teilnahme an einem großen Turnier sensationell Dritte.
"Für mich ist es ein sehr emotionaler Tag, weil ich die Entwicklung des Frauenfußballs seit 20 Jahren miterlebe. Mit dieser Verantwortung werde ich sehr sorgsam und gewissenhaft umgehen", so Fuhrmann bei ihrer Vorstellung. Vom Team habe sie bereits viele positive Rückmeldungen bekommen, sie fühle sich bereit für die Aufgabe: "Es war kein Schnellschuss, war wohl überlegt."
Fachfrau und akribische Arbeiterin
Die Tatsache, dass sie die erste Frau als ÖFB-Teamchefin sei, ist für sie Nebensache: "Ich sehe keinen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau diese Position ausübt." Ihrem Vorgänger, Thalhammer, wünscht sie jedenfalls "alles Gute" für dessen neue Aufgaben: "Dass der Wunsch in ihm gereift ist, sich nach so langer Zeit beim Frauen-Nationalteam zu verändern war uns allen bewusst."
Sportdirektor Peter Schöttel und ÖFB-Präsident Leo Windtner zeigten sich jedenfalls überzeugt von den Qualitäten der 39-Jährigen. "Nach Abwägen aller Aspekte ist Irene Fuhrmann sicher die beste Besetzung. Sie ist eine absolute Fachfrau und akribische Arbeiterin, die den österreichischen Frauenfußball wie keine andere kennt", so Windtner. Und Schöttel stellte klar: "Mir würde kein einziger Grund einfallen, wieso sie nicht die Chance bekommen sollte."
Vom Spielfeld auf die Trainerbank
Die Vereinskarriere von Irene Fuhrmann startete erst spät, als sie im Alter von 20 Jahren zum USC Landhaus kam. Davor hatte sie in Wien vor allem im "Käfig" gekickt. Mit Landhaus feierte sie zwei Meistertitel (2000, 2001) und drei Cup-Siege (2000-2002). Sie nahm sowohl mit Landhaus (2001/02) als auch mit dem Innsbrucker AC (2002/03) am UEFA Women's Cup, dem Vorläufer der Champions League teil. Im ÖFB-Teamdress absolvierte Irene Fuhrmann 22 Länderspiele und erzielte dabei drei Tore.
Fuhrmann wechselte bereits 2008, unmittelbar nach dem Ende ihrer aktiven Karriere, auf die Trainerbank, als sie von Frauen-Teamchef Ernst Weber zur Co-Trainerin ernannt wurde. 2011, im Jahr der Eröffnung der Frauen-Akademie, erhielt sie eine Vollzeit-Anstellung als Individualtrainerin in der Eliteeinrichtung und wurde gleichzeitig Teamchefin des U-19-Frauen-Nationalteams, mit dem sie 2016 die EM-Endrunde in der Slowakei erreichte. Im Jahr 2017 holte sie Thalhammer als Assistenz-Trainerin zum Frauen-Nationalteam. 2017 beendete sie als erste Frau in Österreich den Lehrgang für die UEFA-Pro-Lizenz, die höchste Trainerausbildung im Fußball.