WM-Serie, Teil 22: Lewandowski ist Polens Damoklesschwert
Verlässt Robert Lewandowski die Bayern oder verlässt er sie nicht? Diese Frage dominiert derzeit die Sportseiten der deutschen Gazetten. Erst gestern widmete die Bild dem Torjäger der Münchner und des polnischen Nationalteams einen seitenfüllenden Aufmacher.
Dass sich der 29-Jährige beim deutschen Serienmeister nicht mehr so wirklich wohlfühlt, ist schon seit langem ein offenes Geheimnis. Wie offen aber derzeit kommuniziert wird, dass Lewandowski trotz eines noch drei Jahre laufenden Vertrages die Bayern verlassen will, ist trotzdem überraschend.
Neuen Zündstoff bekam die Causa durch Lewandowskis Management. „Robert fühlt, dass er eine Veränderung und eine neue Herausforderung in seiner Karriere braucht. Die Bayern-Verantwortlichen wissen darüber Bescheid“, hatte Pini Zahavi in der Sportbild erklärt.
Der 74-Jährige, der sich erst seit März um den Polen kümmert, ist kein Spielerberater im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr ein Vermittler der ganz großen Transfers. Erst im vergangenen Sommer fädelte der Israeli den Wechsel von Neymar vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain ein.
Derzeit spricht vieles dafür, dass Lewandowski das nächste große Geschäft für Zahavi wird. Spielerberater sind ja immer auch an der Transfersumme prozentuell beteiligt. Rund zehn Prozent sind durchaus üblich,
Die Ablöse wird auch bei Lewandowski hoch sein. Vielleicht ganz so hoch wie bei Neymar (222 Millionen Euro). Aber mit mindestens 100 Millionen wird auch bei ihm gerechnet – sofern der 29-Jährige überhaupt von den Bayern verkauft wird.
Vertrag bis 2021
Denn es entspricht nicht dem Selbstverständnis des deutschen Rekordmeisters, Spielern die Freigabe zu geben, wenn diese das wünschen. Bisher war die Linie klar: Lewandowski muss seinen gültigen Vertrag bis Sommer 2021 erfüllen.
Und darüber wird in den deutschen Medien heftig diskutiert. Einhelliger Tenor: Es würde keinen Sinn machen, einen Unzufriedenen zu halten. „Es scheint, als habe er gedanklich teilweise schon mit Bayern abgeschlossen“, konstatiert etwa die Bild.
Das Theater um Lewandowski ist natürlich auch beim polnischen Team im WM-Vorbereitungscamp in Arłamów ein Thema. Der Spieler selbst versuchte die heikle Angelegenheit zu kalmieren: „Das sind Dinge, um die sich mein Agent kümmert. Ich konzentriere mich auf die WM-Vorbereitung, das ist am Wichtigsten. Ich denke an nichts anderes.“
Das wird für die Polen auch existenziell wichtig sein, um bei der Endrunde in Russland erfolgreich zu sein. Die Chancen, zumindest ins Achtelfinale einzuziehen, stehen gar nicht schlecht. Die Gruppengegner Kolumbien, Japan und Senegal sind durchaus auf Augenhöhe – wenn Lewandowski mit seinem Kopf bei der Sache ist. In der erfolgreichen Qualifikation war er das, da hat Lewandowski auch acht der 18 polnischen Tore erzielt.