Sport/Fußball-WM

Paul Pogba und sein Zwist mit den französischen Fans

Ein überzeugender 3:1-Sieg gegen Italien und doch war die Stimmung bei WM-Mitfavorit Frankreich getrübt: Pfiffe gegen den formschwachen Paul Pogba überschatteten den starken Auftritt von "Les Bleus". "Solche Dinge sind eine Schande. Wir müssen Spieler wie ihn bewundern und froh sein, dass er für Frankreich spielt", sprang Jungstar Kylian Mbappe dem Manchester-United-Star zur Seite.

Auch Neo-Europa-League-Sieger Antoine Griezmann stellte sich vor Pogba: "Wir spielen alle im gleichen Trikot." Doch Pogbas Leistungstief dürfte bis zum ersten Auftritt der Franzosen am 16. Juni gegen Australien das bestimmende Thema bleiben. Das 104-Millionen-Euro-Preisschild, das der 25-Jährige seit seinem Wechsel zu Manchester United umhängen hat, wiegt schwer. Nach einer durchwachsenen Saison in England wusste der Mittelfeldstar auch gegen Italien nicht zu überzeugen. So gab es am Freitag in Nizza Pfiffe gegen Pogba - während des Spiels und bei seiner Auswechslung kurz vor Schluss.

Pogba oder Tolisso?

Das Verhältnis zwischen Pogba und den französischen Fans ist seit jeher angespannt. Schon bei der Heim-EM vor zwei Jahren hatte er sich mit einer vulgären Geste beim 2:0 gegen Albanien unbeliebt gemacht. Hinzu kommen Pogbas forsche Töne, die nicht bei allen gut ankommen. Wie auch jüngst in einem Interview bei "Canal+": "Ich war der beste Rookie bei der WM 2014. Ich hoffe, dass ich diesmal der beste Spieler sein werde", sagte Pogba und betonte, dass er die Chefrolle im Team übernehmen wolle. Anspruch und Wirklichkeit klaffen beim immerhin schon 53-maligen Nationalspieler derzeit aber weit auseinander.

Vielmehr droht ihm bei der WM gar die Reservistenrolle. Bayerns Mittelfeldspieler Corentin Tolisso ist zum Gewinner der Vorbereitung aufgestiegen. Schon beim 2:0 gegen Irland wusste Tolisso zu überzeugen. "Ich habe die Wahl, es gibt einen großen Wettbewerb", sagte Trainer Didier Deschamps. Ein Luxusproblem also. Um Pogba mache er, Deschamps, sich keine Sorgen.

Für Sorgen läuft es ansonsten bereits viel zu gut in Frankreichs Mannschaft. Insbesondere die Offensivabteilung ist das Prunkstück. Gegen Italien lief Barcelona-Stürmer Ousmane Dembele zu großer Form auf und erzielte ein Tor. "Er macht fantastische Dinge", schwärmte der Trainer danach. Zusammen mit Mbappe und Elfertorschütze Griezmann bildet der Ex-Dortmunder ein schlagkräftiges und trickreichen Angriffs-Trio. Als Trumpf wartet noch Chelsea-Stürmer Olivier Giroud. Der hat erst gegen Irland mit seinem 31. Länderspiel-Tor in der ewigen Torjägerliste zum großen Zinedine Zidane aufgeschlossen.