Bittere Erkenntnisse für die Austria nach der Abfuhr in Valencia
Die Austria hat Valencia mit bitteren Erkenntnissen verlassen. Mutig wollten die Wiener im Conference-League-Spiel gegen Villarreal auftreten, eigene Stärken und guten Fußball zeigen. Nach 90 Minuten stand am Donnerstagabend die Quintessenz zu Buche, dass die Spanier mit gezogener Handbremse einen 5:0-Heimsieg gegen überforderte Violette anschrieben. Die Austria kann sich vor dem anstehenden Derby gegen Rapid aber nur kurz schütteln. Der Blick soll nach vorne gehen.
Der Erfolg des spanischen Tabellenachten mit Champions-League-Erfahrung mag zu hoch ausgefallen sein, der Klassenunterschied war dennoch markant. Hatten Lech Posen (3:4) und Hapoel Be'er Scheva (1:2) gegen Villarreals Europacup-Garnitur noch Teilerfolge verbucht, ging die Austria gegen das "Gelbe U-Boot" unter.
"Wir haben eine Lehrstunde bekommen", sagte James Holland, und Manfred Fischer meinte: "Wir sind hier hergefahren, um etwas mitzunehmen. So schnell haben wir gar nicht schauen können, war es schon wieder vorbei." Dem 0:1 in der 18. und 0:2 in der 43. Minute stand zur Pause stellvertretend für die beste Chance der Austria ein Lattentreffer von Dominik Fitz gegenüber. Bitter wurde es im Finish. Der 35-jährige Ex-Levante-Stürmer José Luis Morales schoss an seiner alten Wirkungsstätte einen lupenreinen Hattrick. Die Austria war schwer bedient.
Der Blick der Fans geht nach vorn
Die Fans der Wiener wollten sich die Stimmung dennoch nicht verderben lassen. Sie initiierten im Stadion die Welle und verabschiedeten die Mannschaft mit der Forderung nach einem Derby-Sieg am Sonntag. Es gilt aus Sicht der Favoritner nach vorne zu schauen, auch wenn dies mit dem Blick auf die jüngsten Ergebnisse nicht leicht fallen dürfte. Schon vor Valencia gab es beim 0:3 gegen Sturm Graz eine Abfuhr. Auch am Sonntag fiel die Austria im Finish entscheidend zurück. Das 1:4 in Posen gegen Lech hatte dieselbe Spielcharakteristik.
Passt der erste Anzug der Violetten, brechen die Formationen nach Wechseln zusammen. Dabei wäre die Austria gerade in den fordernden Wochen mit Meisterschaft, Cup und Conference League gut beraten, Vielspielern auch Pausen zu gönnen. "Wir haben versucht, den einen oder anderen zu schonen. Mit dem Ergebnis, dass drei Tore in kürzester Zeit gefallen sind. Wir haben nicht die Dichte im Kader wie heute unser Gegner", meinte Manfred Schmid.
Austrias Trainer sah seine Elf "optisch in manchen Phase gut", gab aber zu, dass "Dinge passiert sind, die so nicht passieren dürfen". Die mangelnde Absicherung bei unnötigen Ballverlusten in der gegnerischen Spielhälfte bleibt eine Baustelle. Nicht greifendes Pressing spielte dem ballsicheren Gegner ebenfalls in die Karten. "Ein paar Mal waren wir zu naiv. Da musst du den Moment erkennen, wenn es nicht geht", sagte Lukas Mühl. Der Kapitän ("Defensiv müssen wir Dinge ansprechen") musste in der Innenverteidigung gemeinsam mit Nebenmann Lucas Galvao gegen Villarreals schnelle Spitzen oft in extremis retten.
Überlegen - und das mit halber Kraft
Die spanische Sportzeitung As skizzierte Villarreals erfolgreiche Taktik: "Keinen Fehler in der Abwehr machen und die schnellen Stürmer auf jene Autobahn schicken, die die Austria hinter ihren Mittelfeldspielern frei ließ". Angesichts von neun Punkten aus drei Spielen meinte das Blatt: "Das U-Boot ist mit halber Kraft allen Teams in diesem Bewerb weit überlegen, zumindest in dieser Gruppe." Kommenden Donnerstag in Wien könnten die Spanier Platz eins bereits einzementieren.
Welche Erkenntnisse bleiben der Austria nach der Reise ans Mittelmeer? "Auf dem Weg, auf dem wir uns befinden, ist es ein herber Rückschlag. Aber wir werden das gut verarbeiten und sehr viel daraus lernen", meinte Schmid. Einen psychologischen Knacks soll es vor dem Gastspiel in Hütteldorf nicht geben. "Von der mentalen Seite habe ich überhaupt keine Sorgen. Die Mannschaft ist lernbereit, wir wissen, wie wir das einordnen können", so Schmid, der am Ende eines langen Abends noch einmal betonte: "Wir haben eine funktionierende Mannschaft, die gegen eine wirkliche Klassemannschaft verloren hat."