Hütters Gladbacher ärgern die Bayern: 1:1 zum Saisonstart
Ein überragender Yann Sommer hat Julian Nagelsmann den Debütsieg als Trainer des FC Bayern geklaut. Beim 1:1 (1:1) des Titelverteidigers beim Angstgegner Borussia Mönchengladbach zur teils spektakulären Eröffnung der 59. Bundesliga-Saison am Freitag blieb der Rekordmeister aber immerhin im zehnten Jahr in Serie im ersten Saisonspiel ungeschlagen. Vor 22.925 begeisterten Zuschauern im unter Corona-Bedingungen ausverkauften Borussia-Park trafen Alassane Pléa (10. Minute) für die Gladbacher mit ihrem neuen Trainer Adi Hütter und Weltfußballer Robert Lewandowski (42.) für die Bayern.
Dass die Münchner nach zwei Niederlagen zuletzt nicht wieder in Gladbach gewannen, lag vor allem am überragenden Sommer. Der Schweizer Nationaltorwart trieb die von Nagelsmann zu „Offensivmonstern“ erklärten Bayern-Angreifer mit seinen Paraden schier zur Verzweiflung.
Starker Gladbacher Start
Angetrieben von den zurückkehrten Fans legten die Gladbacher stark los. Gegen die sichtbar noch unsortierten Bayern mit neuformierter Abwehr waren die Gastgeber zunächst spielbestimmend. Nachdem Patrick Herrmann in seinem 300. Bundesligaspiel nur ganz knapp am Tor von Nationaltorwart Manuel Neuer vorbeigeschossen hatte (3.), nutzte die Borussia einen Fehler von Alphonso Davies eiskalt aus. Den schnell in die Spitze gespielten Ball leitete Kapitän Lars Stindl auf Pléa weiter, der die Zuschauer mit seinem Treffer laut jubeln ließ.
Die Fans sorgten im ersten Flutlichtspiel vor Zuschauern nach über einem Jahr Corona-Frust für Gänsehaut-Atmosphäre. Auf der Tribüne saß auch der neue Bundestrainer Hansi Flick. Lauter als bei manch ausverkauftem Borussia-Spiel der Vergangenheit feierten die Anhänger ihre Mannschaften und sich selbst.
Flicks Bayern-Nachfolger Nagelsmann dagegen war der Frust nach Pléas frühem Tor deutlich anzusehen. Der Neu-Bayer musste in Benjamin Pavard und Lucas Hernández auf zwei potenzielle Stammspieler in Defensive verzichten, sodass Josip Stanisic aus dem Regionalliga-Kader die Chance auf der großen Bühne bekam. Mit Niklas Süle, Neuzugang Dayot Upamecano und Davies bildete der 21-Jährige die - zu Beginn - wackelige Viererkette.
„Wir wissen nicht genau, wo wir stehen, aber die Spieler sind erfahren genug, um mit so einer Situation umzugehen“, hatte der neue Bayern-Vorstand Oliver Kahn vor dem Anpfiff bei Sat.1 gesagt. Einer der Erfahrensten, Deutschlands Fußballer des Jahres Lewandowski, prüfte Sommer kurz nach dem Rückstand (14.) und in der 26. Minute. Beim zweiten Versuch, als Sommer nur mit etwas Glück noch den Fuß in den Schuss bekam, schlug Nagelsmann beide Hände über dem Kopf zusammen.
Sand im Bayern-Getriebe
Die Münchner ließen in dieser Phase die Dominanz der vergangenen Saison aufblitzen und wurden bei allerdings anhaltenden leichten Fehlern besser. Auch gegen Stanisic, der sich immer wieder offensiv einschaltete, musste Sommer retten (37.). Gegen die Direktabnahme von Lewandowski nach einer Ecke von Joshua Kimmich war der Schweizer dann machtlos. Der Pole, der in der vergangenen Saison 41 Treffer erzielte hatte, war zum siebenten Mal in Folge am ersten Spieltag erfolgreich. Rekord ausgebaut. Und den eigenen von elf Spielen mit Toren in Serie aus der Saison 2019/'20 eingestellt.
Diesen Stimmungsdämpfer mussten die Gladbacher, die in den vergangenen zehn Jahren von allen Bundesliga-Teams die meisten Punkte gegen die Bayern geholt hatten (27), in der Pause erst einmal verkraften. Die gute Bilanz von zuletzt vier gewonnen Hinrunden-Duellen wackelte gehörig. Der von Eintracht Frankfurt gekommene Hütter, der mit den Hessen auch schon gegen die Bayern gewonnen hatte, musste am Freitagabend auf insgesamt fünf Profis verzichten.
Die Bayern bauten mit zunehmender Spieldauer mehr Druck auf. Über die Flanken, die zwischenzeitlich immer mal wieder auch Thomas Müller besetzte, suchte der Rekordmeister Lewandowski in der Mitte. Der Hütter-Elf vom Niederrhein ging dagegen der Elan der ersten halben Stunde ein wenig verloren. Mit schnellem, direkten Spiel gelang es seltener, die Bayern-Abwehr zu überlisten. Hütter schickte sein Team immer wieder mit lautstarken Anweisungen nach vorne.
Im Mittelpunkt stand zum Leidwesen von Hütter und der Gladbacher Fans aber immer wieder Sommer, der gegen Davies (58.) und Lewandowski (60.) stark parierte und sein Team noch im Spiel hielt. Hütter reagierte und brachte Jonas Hofmann für Herrmann und Marcus Thuram für Plea (64.). Das Spiel wurde wieder offener. Stindl prüfte Neuer nach schneller Balleroberung (70.), Thuram verpasste eine gute Hereingabe nur um Zentimeter (77.).
Bayerns Erkenntnisse
„Schwierige Frage, ob wir zufrieden sind. Das, was wir gespielt haben, war kein perfekter Fußball mit vielen Fehlern“, sagte Lewandowski bei Sat.1. Jetzt müsse die Mannschaft „nach vorne schauen“. In Gladbach sei „es nicht leicht zu spielen, die Stimmung war richtig geil“, sagte der Torschütze. „Wir müssen viele Sachen noch besser machen.“ Gladbachs Lars Stindl indes meinte bei DAZN: „Endlich mal wieder ein richtig geiler, gelungener Abend im Borussia-Park.“ Mittendrin: Stefan Lainer, der durchspielte, und Hannes Wolf, der in der 72. Minute ausgetauscht wurde.