Die streitbaren Amerikanerinnen sind die Favoritinnen
Am Montag greift der große Favorit ein. Die USA spielt gegen Spanien. Drei Spiele, drei Siege, 18 Tore geschossen, keines erhalten. Die USA haben in Frankreich in der Vorrunde die souveränsten Vorstellungen gezeigt. „Unsere Qualität ist enorm“, sagte Nationaltrainerin Jill Ellis nach dem Sieg gegen Schweden, und es klang wie eine Drohung. Die hohe Qualität des Teams ist natürlich auch der Grund, warum dieses Team so beliebt ist, warum 130.000 Tickets bereits vor Turnierstart an Amerikaner verkauft worden sind.
Die Amerikanerinnen kämpfen aber nicht nur um die Verteidigung des Titels, den sie 2015 errungen haben. Sie führen auch einen Kampf um Gleichberechtigung mit den Männern, um bessere Bezahlung und mehr Anerkennung.
Rapinoe regt auf
Ein amerikanisches Aushängeschild ist Megan Rapinoe. Schon seit der WM 2011 in Deutschland, als sie bei ihrem zweiten WM-Einsatz ihr zweites WM-Tor erzielte. Sie schnappte sich ein Stadionmikrofon und sang „Born in the USA“. Nur ein Jahr später war die heute 33-Jährige die erste US-Fußballerin, die sich öffentlich zu ihrer Homosexualität bekannte.
Mittlerweile singt sie nicht mehr. Im Gegenteil. Als der US-Footballer Colin Kaepernick 2016 bei einem Testspiel seines Klubs während der Nationalhymne kniete, um gegen die Diskriminierung von schwarzen Mitbürgern in den USA zu demonstrieren, solidarisierte sich Rapinoe mit ihm und kniete vor Länderspielen ebenfalls bei der Nationalhymne. Anfang 2017 forderte der US-Fußballverband seine Spieler und Spielerinnen dazu auf, während der Nationalhymne „respektvoll zu stehen“. Seither singt Rapinoe die Hymne gar nicht mehr mit, aktuell als einzige aller US-Spielerinnen. In sozialen Netzwerken wird Rapinoe derzeit dafür auch angefeindet, rechtspopulistische Nachrichtenseiten wie Breitbart machen Stimmung gegen sie. Doch Rapinoe hält an ihrem Protest fest.
Im März 2019 war sie eine von 28 Teamspielerinnen, die den US-Verband verklagten. Sie werfen ihm Diskriminierung vor. Die Bezahlung sei deutlich schlechter als bei den Männern, die Arbeitsbedingungen auch. Auch weil in den USA die Männer keine höheren Einnahmen für den Verband bringen als die Frauen. Laut einer Studie des Wall Street Journal lagen die Einnahmen der Fußballerinnen von 2016 bis 2018 bei 50,8 Millionen Dollar, die Männer spielten für den Verband in dieser Zeit knapp eine Million Dollar weniger ein.