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Peter Pacult: „Keiner konnte glauben, was da passiert ist“

10 Jahre nach dem 7:0: damaliger Trainer Peter Pacult spricht über das legendäre Dosenschießen in Salzburg. Der Ostersonntag 2008 wird wohl immer mit dem außergewöhnlichsten Spiel der Bundesliga-Historie verbunden bleiben. Zehn Jahre danach erklärt Peter Pacult, wie es dazu kommen konnte.

KURIER: Die erste Überraschung war Ihre Aufstellung ohne Mario Bazina, den besten Kunstrasenspieler. Warum haben Sie sich für das Duo Maierhofer und Hoffer entschieden?

Peter Pacult: Stefan Maierhofer war nach der Verpflichtung im Winter mit seiner Joker-Rolle unzufrieden. Am Montag nach seinem Doppelpack zum 2:0 im Derby hab’ ich ihn gefragt: „Traust du dir das auch auf Kunstrasen zu?“ Dass sein Selbstvertrauen damals schon riesig war, hab’ ich eh gewusst. Aber der „Lange“ lieferte auch ein gutes Argument: Sein Training auf Kunstrasen mit den Bayern Amateuren. Deshalb hab’ ich Bazina auf die Bank gesetzt und nach dem 7:0 war „Maierhoffer“ geboren.

Nach vier Schüssen stand es 4:0. Haben Sie das öfters erlebt?

Das passiert dir nur einmal im Trainerleben. Noch dazu, weil der Abschluss beim Tor von Korki (Korkmaz, Anm.) und beim 5:0 vom Jimmy (Hoffer) nicht gut war. Statt ins Eck zu „platteln“, ist der Ball glücklich zwischen die Beine von Tormann Ochs gegangen. So ist es zu einem Ergebnis gekommen, das ich später auch mit Herrn Mateschitz besprochen habe.

Wie hat sich Red-Bull-Chef Mateschitz das 0:7 erklärt?

Er hat von diesen Gerüchten gehört, dass in Asien angeblich auf ein 0:7 gewettet worden wäre. Ich hab’ gesagt: „Herr Mateschitz, Salzburg war Erster, hätte mit einem Heimsieg den Titel schon fast fixieren können. Wie soll da auf ein 0:7 gespielt werden?“ Selbst wenn ein paar Salzburger die Partie verkauft hätten – wer sagt, dass wir überhaupt sieben Mal auf’s Tor schießen?

Haben Sie diese Gerüchte nach dem großen Triumph geärgert?

Nein, aber es hat einen faden Beigeschmack bekommen. Die Leistung war ja wirklich stark: Hinten nix anbrennen lassen und mit wunderbaren Pässen vor den Toren. So wie Korki und Jimmy das 4:0 für den Langen vorbereitet haben – bei einem Messi wäre das „Zauberfußball“ gewesen. Bei uns hat’s bei den TV-Sendern nur geheißen: „Salzburg steht schlecht.“ Ich muss da jetzt aufpassen, sonst heißt’s wieder, ich schimpfe die Journalisten.

Die Vorbereitung verlief schlecht: Katzer fiel mit einer Blinddarm-OP kurzfristig aus, Hofmann hatte einen Auto-Unfall ...

... und Boskovic war gesperrt, Tokic verletzt. Unser Kader war damals sicher ein Grund für den Titel: Ich konnte mehrere Spiele noch von der Bank aus drehen.

Die Spieler haben erzählt, dass Sie beim Stand von 5:0 eine ungewöhnlich ernste Pausenansprache hörten. Warum?

In der Kabine war ein Riesentheater. Jeder hat dem anderen erklärt, wie super er ist. Ich musste das mit ein paar strengeren Worten beenden. Dann hab’ ich gesagt: „Salzburg wird gleich andrücken. Deswegen soll der Hannes Eder sofort weit auf den Langen abschlagen, und wir gehen auf den zweiten Ball.“ Dass genau so nach sieben Sekunden das 6:0 fällt, ist ein Wahnsinn. Deswegen hab’ ich dann doch lachen müssen. Zum Mundi Hedl neben mir hab’ ich gesagt: „Jetzt haben wir es gewonnen.“

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Erst dann?

Salzburg hätte es nicht mehr gewinnen können. Aber wir hätten es noch selbst verspielen können, wenn die Konzentration verloren geht.

Rapid war damit Erster. Im nächsten Spiel wurde Innsbruck 4:1 besiegt. Sie sagten danach: „Ich bin heute stolzer als nach dem 7:0.“ Warum?

Während der Busfahrt heim war es noch ruhig, weil eigentlich keiner glauben konnte, was da passiert ist. Aber ab dem nächsten Tag ist die Euphorie über uns hereingebrochen. Deswegen hatte ich Bedenken, dass alle glauben, es läuft von selbst. Aber die Mannschaft hat dann eine richtig konzentrierte Leistung abgerufen.

Zehn Jahre später sind Sie in Albanien Trainer. Mit dem FK Kukesi haben Sie sich von Platz vier auf zwei vorgekämpft. Wie planen Sie Ihre Zukunft?

Mein Lebenslauf könnte besser aussehen, wenn ich 2015 nach Split gegangen wäre. Ich hatte aber davor dem FAC Hilfe zugesagt und das dann als Herzensangelegenheit durchgezogen. Es folgten unglückliche Stationen auf dem Balkan. Jetzt läuft es wieder besser.

Das Spiel:

SALZBURG – RAPID 0:7 (0:5)
23. 3. 2008, 20.600 Zuschauer
Tore: 0:1 Hoffer ( 7.), 0:2 Maierhofer (10.), 0:3  Korkmaz (11.), 0:4 Maierhofer  (17.), 0:5  Hoffer (30.), 0:6  Hoffer (46.), 0:7 Hofmann (91.)

Salzburg: Ochs;  Steinhöfer (25. Ngwat-Mahop), Vargas (55. Bodnar), Sekagya, Dudic;  Ilic, Carboni, Leitgeb, Jezek;  Janko, Zickler (46. Rakic)

Rapid: Payer;  Dober, Eder, Patocka, Thonhofer;  Hofmann, Heikkinen (76. Harding), Kulovits, Korkmaz (89. Kavlak);   Hoffer, Maierhofer (72. Fabiano) 

Zum Saisonverlauf: Rapid übernahm in Runde 31 mit dem 7:0 Platz 1 und ließ  fünf weitere Siege folgen. Nach dem 32. Meistertitel für Rapid verließ Trainer Trapattoni Salzburg, für die EM wurde der Kunstrasen aus der Bullen-Arena entfernt.