Leben/Reise

USA-Westküste mit Kindern: Von Hollywood bis zum Grand Canyon

Die USA sind bunt und leuchtend und endlos. Sie sind laut und leise, Metropole und Kleinstadt, Wolkenkratzer und Nationalpark und für jeden ist etwas Tolles dabei. Sogar wenn man mit Kindern im Alter von 6, 9 und 11 Jahren unterwegs ist.

Der Start in Los Angeles ist beeindruckend. Die achtspurigen Stadtautobahnen sind enorm und vermitteln schon bei der Ankunft einen Eindruck, wie weitläufig die Stadt ist.

 

Das touristische Herz der 12-Millionen-Stadt ist nur 15 Häuserblöcke lang – der Walk of Fame und seine 2600 Sterne – und in seiner Mitte ist der Platz vor dem Chinese Theatre mit den Handabdrücken der Legenden.

Selten fühlt man sich mit seinen Kindern so alt. „Marilyn Monroe, Meryl Streep, Clint Eastwood? Kennen wir nicht!“. Der Mama zuliebe gibt es ein paar Fotos bei den Pflastersteinen ihrer Lieblingsschauspieler. Erst bei Michael Jacksons Handabdruck sind alle gleich begeistert.

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Dass nebenan die Oscars verliehen werden, beeindruckt sie weniger als die lebensgroßen Wachsfiguren bei Madame Tussauds, passenderweise direkt neben dem berühmten Platz. Hier wird die Geschichte der Filmstadt zum Leben erweckt und die Kinder beginnen, die Faszination zu begreifen.

Die berühmten Hollywood-Buchstaben in den Hügeln sind mehr als eine gute Fotogelegenheit: Sogar die Jüngste kennt den Schriftzug aus den Filmen und ist beeindruckt.

 

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Los Angeles muss man sich punktgenau überlegen. Durch die Stadt schlendern wie in anderen Städten gibt es hier kaum, die Stationen müssen geplant werden. Das Getty Museum thront oben am Hügel und eröffnet von seiner traumhaften Terrasse einen Blick über die Stadt bis zum Meer. Das Broad Museum neben der futuristischen Walt Disney Concert Hall ist nicht nur außen cool. Selten hat Kindern Kunst so viel Spaß gemacht wie bei dieser Sammlung von Bildern und Objekten von Warhol und Koons bis Liechtenstein. Der größte Spaß: Bei dem meterhohen Tisch mit Sessel begreifen sie das Konzept der Perspektive. Für Teenager wäre das jetzt ein Instagram-Moment.

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Disney oder Universal?

Kein Familienurlaub in L.A. kommt ohne einen Erlebnispark aus. „Disney oder Universal?“ ist dabei die Frage. In den alten Filmstudios geht es nicht nur um Unterhaltung, die Besucher können auch ein wenig hinter die Kulissen schauen. Wirklich interessant ist die Show über Spezialeffekte, da sind Eltern und Kinder gleichermaßen erstaunt. Alle lieben die Achterbahnen, etwa die im Harry-Potter-Areal, jeweils passend zur Körpergröße, da sind die Amerikaner streng. Die Stunt-Show zu Kevin Costners Film „Waterworld“ stellt jede „Eiskönigin“ in den Schatten. Schatten ist übrigens bei aller Logistik-Perfektion in der Hochsaisin im Sommer Mangelware. Nach einem Tag im künstlichen Paradies sind alle erledigt.

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Das nächste künstliche Paradies ist vier Autobahn-Stunden entfernt. Las Vegas ist ein Erlebnis, der Rundgang durch die Hotels in Form einer Pyramide, des Eiffelturms, Venedig und anderer Kreativ-Bauten ein gutes Unterhaltungsprogramm. Für die Größeren ist die wichtigste Attraktion die Hochschaubahn mit Blick über ganz Las Vegas. Obwohl sie ständig durch die Casinos gehen müssen – zum Beispiel am Weg zur tollen Michael-Jackson-Show –, dürfen die Kinder nicht einmal in die Nähe eines Automaten kommen.

Nach Las Vegas lässt man die Zivilisation hinter sich und taucht ein in die endlosen Weiten und schnurgeraden Highways, die man mit einem USA-Urlaub verbindet. Anfangs schauen die Kinder noch hinaus und lassen das Land und die kleinen Tankstellen-Fastfood-Orte an sich vorüberziehen, dann vertreiben sie sich die Zeit am Tablet und nur die Eltern genießen in Ruhe die große Freiheit. Wenn die Planung funktioniert und man rechtzeitig zum Sonnenuntergang beim Zion National Park ankommt, ist das Glück vollkommen.

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Welcher Nationalpark?

Es ist nicht einfach, aus der Menge der Nationalparks drei auszuwählen, aber irgendwann hat jedes Kind genug von der Natur. Das Besondere am Zion National Park ist die Wanderung in den „Narrows“, dem schmalen Tal zwischen hohen Felswänden. Ausgestattet mit Neoprensocken, Wanderschuhen und Wanderstock marschiert man im Wasser immer tiefer ins Tal hinein. Das ist sogar für die meisten Wandermuffel abwechslungsreich genug. Für die Jüngeren gibt es die Ranger-Aktivitäten mit den Park-Pädagoginnen, bei denen sie über die Natur lernen. Bevor die neugierigen kleinen Besucher ihr Abzeichen bekommen, geloben sie, dass sie die Pflanzen und Tiere schützen werden. Nie wieder lässt so ein Hobby-Ranger Müll in einem Nationalpark liegen.

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Der nächste Nationalpark – mit einer wundervollen Verbindungsstraße durch die Felslandschaft – ist der Bryce Canyon. Während man in Zion die Steilwände hinaufschaut und -wandert, steht man hier oberhalb des orangen Kraters und blickt beeindruckt auf Hunderte steinerne Säulen, die über die Jahrtausende gewachsen sind. Von allen Seiten gibt es Wanderwege hinunter. Vom Ein-Stunden-Weg über die mehrstündige Wanderung bis zum Durchqueren des Canyons auf dem Pferd ist hier alles möglich. Am tollsten ist der Weg durch die „Wall Street“ mit ganz engen Durchgängen durch die imposanten Steilwände. Selbst Kinder, die gar nicht wandern wollen, sind vom Sonnenuntergang am Canyon-Rand sehr beeindruckt. Und Eltern genießen fünf romantische Minuten, während der orange Canyon in rotes Licht getaucht wird.

Genug gewandert, denkt sich die ganze Familie und freut sich nach fünf Tagen im Grünen auf einen Tapetenwechsel. Der Lake Powell ist 300 Kilometer lang und das Ergebnis des Glen Canyon Staudamms, einem imposanten Bauwerk, das den Colorado River aufstaut. Anders als in Europa kann man sich in den USA Motorboote auch ohne Führerschein ausborgen und ein paar Stunden wie ein Millionär mit seiner Yacht herumkurven. Man fühlt sich am Lake Powell ohnehin wie in einer anderen Welt: Das Ufer mit dem typisch roten Sandboden vermittelt das Gefühl, man wäre auf Urlaub am Mars.

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Nach einer Verschnaufpause geht es weiter zum größten und berühmtesten der amerikanischen Nationalparks: dem Grand Canyon. Da sind die Kinder dann nochmal wirklich beeindruckt. Das enorme Ausmaß des Canyons begreift man erst, wenn man dort steht. Bei jedem Aussichtspunkt wartet eine Rangerin mit Programm und Erklärungen. Eine zeigt den Besucher anhand von Gebiss-Skeletten die Unterschiede zwischen fleisch- und planzenfressenden Tieren. Damit sie die Natur nicht nur bewundern, sondern auch verstehen. Eine andere bastelt mit den Kindern eine uraltes Kult-Fundstück der lokalen Indianer nach.

Das erweitert den Horizont weit hinaus über den Grand Canyon.