Leben/Reise

Die Lieblingsplätze von Ildikó Raimondi in Rumänien

Vier bis fünf Mal im Jahr fährt sie mit dem Auto Richtung Osten über Budapest nach Arad. Hier in Rumänien, direkt an der ungarischen Grenze, ist sie aufgewachsen, hier lebt noch ihre Mutter, hier tankt sie Kraft und Energie. Und hier bekommt Kammersängerin Ildikó Raimondi vor allem ihre Lieblingsspeisen. „Die gefüllten Paprika und die Palatschinken von meiner Mama schmecken einfach am besten“, sagt die zierliche Sopranistin mit der großen Stimme, die der ehemalige Operndirektor und Landsmann Ioan Holender 1991 an die Wiener Staatsoper holte.

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„Es ist immer noch eine Zeitreise in die Vergangenheit. Auf dem Land ist vieles wie früher.“ Arad, eine 150.000-Einwohner-Stadt liegt idyllisch an dem Fluss Mureș. Das Zentrum mit vielen Häusern aus dem Historismus und Jugendstil sind für Architekturfans interessant.

Die Opernsängerin (seit 1992 österreichische Staatsbürgerin) erzählt vom Erwachsenenpark, wo sich an den Tischen die Männer zum Schachspielen treffen und vom Kinderpark auf der anderen Seite, „wo die Schaukeln so schön quietschten wie in einem Orgelkonzert“. Raimondi liebt den Spaziergang auf der Promenade neben dem Fluss, vorbei am Strandbad. „Überall wird gegrillt und gegessen, da kann man die Bikinifigur schnell vergessen.“

Gastfreundschaft

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Rumänen laden gerne Freunde, Familie und auch Touristen ein. „Es biegen sich die Tische, so arm kann keiner sein. Sofort wird Schnaps, Kaffee, Brot, Schinken und Würste von den eigenen Schweinen und Gemüse aus dem eigenen Garten serviert.“ Raimondis Familie – ihr Mädchenname ist Szabo – hat ungarische Wurzeln. Zu Hause wurde Ungarisch, in der Schule Rumänisch gesprochen.

Die Operettenkultur, die in den 1870er-Jahren begonnen hatte, liegt allen, bis zu den Bauernfamilien, im Blut. „Operette verbindet mich mit meinen Wurzeln, meine Mutter hat den ganzen Tag gesungen und getanzt, obwohl sie keine Noten lesen kann.“ Raimondis Liebe zur Operette ist mit ein Grund, warum sie die Bühne der Wiener Stadthalle mit einem Operettenabend gemeinsam mit Tenor Herbert Lippert – mit LED-Wänden, Crossoverelementen zu Pop und Musical – rocken will.

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Das musikalische Talent erkannte der Pfarrer in ihrem winzigen Geburtsort Kisiratos (Dorobanti), zu dem sie immer heimlich ging. Weil die Familie eines Polizisten durfte im Kommunismus unter Ceausescu mit der Kirche nichts zu tun haben.

„Rumänien-Reisende sollten unbedingt einen Abstecher in mein Heimatdorf machen. Dort findet fast jeden Monat irgend ein großes Fest statt. Nicht nur die traditionellen, sondern auch Zitherfestivals oder Workshops für alte ungarische Tänze. Was sich in diesem kleinen Dorf kulturell abspielt, ist beachtenswert“, schwärmt sie.

Mit drei Jahren sang Ildikó der Pfarrersköchin vor, ihren ersten Liederabend gab sie als Kind im Kulturpalast in Arad und mit 16 hatte sie ihr Debüt im Stadttheater. Am Vormittag ging sie in die Schule, dann zum Cello-, Chor- und Ballettunterricht, bevor sie am Abend im Theater auftrat.

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Reiselust

Bescheiden ist die Raimondi (55), ganz ohne Starallüren, dankbar, dass sie ihren Traum als Sängerin verwirklichen konnte. Ihre Augen funkeln, wenn sie über ihre glückliche Kindheit, ihre Eltern und ihre Heimat erzählt. „ Rumänien hat so viele schöne Landschaften und Städte zu bieten. Wie etwa in Sapânta der Fröhliche Friedhof. Die Grabmäler sind aus leuchtend blau gestrichenem Holz gearbeitet. Die Texte darauf erzählen in heiteren Versen das Leben und die Todesumstände der Verstorbenen.“

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In den letzten vier Jahren hat Raimondi, Professorin an der Uni Salzburg, sehr bewusst ihre Reisen geplant. „Ich will mein Leben nicht aus lauter Leidenschaft für die Musik versäumen. Reisen ist eine Bereicherung für Seele und Herz.“ Ihr nächstes Abenteuer ist schon gebucht. Eine Reise mit ihrem älteren Sohn (30) durch Alaska.

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Info

Anreise Am besten mit dem Auto,  auf der Ostautobahn über Budapest, ca. 4,5 Stunden von Wien.

Essen Casa Bulzan in Arad, Mucius Scaevola Nr. 2–6, Tel. +40 257 282272,  www.casabulzan.ro/de/1.html
– Biosweets, hat nicht nur Süßes, biologische Speisen, Vintage eingerichtet. Arad www.biosweets.ro
– Ema del Mar, ein feines kleines Lokal in Arad mit sehr gutem Steak und mediterranen Speisen, www.emadelmar.com
– Euphoria Biergarten, herrlicher Hühner-Schmortopf,  aber auch Steaks, Pasta und Pizza www.euphoria.ro/index.php/biergartenaradmenu

Hotel Continental Forum Arad, ab 44 €, continental-forum-arad.continentalhotels.ro

Shopping „Chic“. Rumänische Designerin Vali Ciobani. Auch online-shop, www.chic.ro

Sehenswertes Burg Soimos, 36 km von Arad entfernt, www.cetatesoimos.ro/index%20de.php
Arad-Luna Mures ist ein Naturpark in den Auen von Mures, de.wikipedia.org/wiki/Naturpark_Marosch-Auenwww.luncamuresului.ro
– Festung in Arad, 1x im Jahr Tag der offenen Tür, https://de.wikipedia.org/wiki/Festung_Arad
– Der fröhliche Friedhof in Sapânta, allerdings 350 km von Arad an der ukrainischen Grenze.

Operette O-MIA – Operette made in Austria. Das multimediale Operettenkonzert der Opernstars Ildikó Raimondi und Herbert Lippert positioniert Operette neu. Mit Energie und Freude verbinden sie Bekanntes mit Unbekanntem, Tradition trifft auf multimedialen Zeitgeist. Der Abend schließt mit einem  poppigem Operetten-Medley. 15. u. 16. Mai 2018 in der Wiener Stadthalle. stadthalle.com

Top-5-Tipps von Ildikó Raimondi

1. Meine Lieblingsspeisen sind die gefüllten Paprika  meiner Mutter und  Palatschinken.

2. Der schönste Spaziergang ist entlang des Flusses Mureș auf der Promenade, dort gibt es auch ein fantastisches Strandbad.

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3. Ein romantischer Platz ist der Naturpark von Arad, eine wilde Gegend, in der  mein Lieblingsbaum steht, auf dessen Ast ich gerne sitze.

4. Die beste Designerin von Rumänien ist Vali Ciobani, sie entwirft  viele  meiner Bühnenroben, macht Filmausstattungen und designte den Smoking für einen Oscarpreisträger.

5. Ein schöner Ausflug ist auf die Burg Șoimoș  – auf Deutsch auch Falkenstein. Von dort hat man einen schönen Ausblick.