Leben/Reise

Bei diesem Reiturlaub kommen auch Nicht-Reiter auf ihre Kosten

Die Diagnose des Arztes war unmissverständlich. Als Diogo Lima Mayer Sr. im Alter von 29 Jahren plötzlich mit schweren Herzproblemen zu kämpfen hatte, stand für ersteren schnell fest: Der immense Stress, den der erfolgreiche Architekt hatte, war Schuld. Statt Medikamenten folgte ein guter Rat: Regelmäßiger Sport. Lima Mayer Sr., der zu diesem Zeitpunkt seit zehn Jahren nicht mehr seiner Leidenschaft, dem Reiten, nachgegangen war, kaufte sich nur wenige Tage später sein erstes Pferd.

Heute, über 30 Jahre später, bietet der Portugiese nahe der Kleinstadt Arraiolos in Alentejo, rund eineinhalb Stunden Autofahrt von Lissabon entfernt, in seinem Monte Velho Equo Resort Reiturlaub für Anspruchsvolle an. Gleich ums Eck von den Stallungen hat der Architekt vor fünf Jahren neun Zimmer gebaut, die selbst weit gereiste Luxusfans beeindrucken dürften. Panorama-Fenster bieten aus dem Bett und dem Badezimmer heraus eine uneingeschränkte Sicht auf die unberührte Natur. Ebenso meditativ wirken ein paar Minuten unter der Outdoor-Dusche auf der privaten Terrasse.

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Dressur auf hohem Niveau

Unter dieser kühlen sich Urlauber vor allem in den warmen Monaten mehrmals täglich nach ihren schweißtreibenden Reitstunden ab. Die Lehrer und Tiere machen ihrem guten Ruf, der ihnen vorauseilt, alle Ehre. 15 Dressurpferde stehen für den Unterricht zur Verfügung. Einige davon haben Grand-Prix-Erfahrung, können also die schwersten Dressurlektionen reiten. Wem welches Pferd zugeteilt wird, wird je nach Können des Reiters entschieden.

Steht der Sinn nicht nach Lektionen, kann an einem der morgendlichen Ausritte über das 250 Hektar große Grundstück teilgenommen werden. Während die Tiere nach einer Runde Galopp im Schritt verschnaufen, erklärt Mitarbeiter César, dass aus vielen Eichen auf dem Gelände Kork produziert wird. Alle neun Jahre wird die Rinde der Bäume abgezogen und an die Industrie verkauft.

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Ob Dressur oder Ausritt – die Pferde, allesamt Lusitanos, zeichnen sich neben der Gelehrigkeit vor allem durch ihren Charakter aus. "Es ist das, was mich an dieser Rasse von Anfang an so fasziniert hat", sagt Lima Mayer Sr. Was der 65-Jährige damit meint, wird schon bei der ersten Begrüßung mit einem der Wallache oder Hengste deutlich: Sie wirken entspannt und dennoch aufmerksam – sind immer für ein paar Kuscheleinheiten zu haben.

Den engen Kontakt mit Menschen suchen hier bereits die Jüngsten. Der 65-Jährige züchtet gemeinsam mit seinem Sohn, Diogo Lima Mayer Jr., seit Jahren die berühmte portugiesische Rasse. So erfolgreich, dass die meisten Fohlen bereits vor der Geburt verkauft sind.

Bevor es zu den neuen Besitzern geht, können die Jungtiere gemeinsam mit ihren Müttern ein Leben fernab vom Stall genießen. Tag und Nacht laufen sie auf dem riesigen Gelände frei herum und freuen sich über Besuch der Hotelgäste, um sich ausgiebig kraulen zu lassen. Wer früh genug aufsteht, erlebt mit ein wenig Glück im Gras schlafende, genüsslich schnarchende Fohlen. Ein beeindruckendes Erlebnis – selbst für Nicht-Reiter.

Planschende Pferde

Letztere sind im Monte Velho Equo Resort natürlich auch willkommen. Lima Mayer Sr. hat nicht nur an schicke Zimmer, sondern auch an zwei Pools und einen Massageraum gedacht. Bewegungshungrige erkunden das Gelände auf einem der Leihfahrräder. Beim anschließenden Sonnenbad sollte die Urlaubslektüre hin und wieder zur Seite gelegt werden. Sonst könnte man die Stutenherde verpassen, die regelmäßig zum nur wenige hundert Meter entfernten Teich läuft, um sich gemeinsam mit dem Nachwuchs voller Elan ins Nass zu stürzen.

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Sollte dieser Anblick die Lust auf’s Reiten doch noch wecken, gibt es wohl kaum einen besseren Ort als Portugal, um es zu erlernen. Die Lehrer in Monte Velho erklären mit Geduld und Feingefühl, wie die Zügel richtig gehalten werden, was eine Hilfe ist und auf welche Bewegungen des Körpers die Halbtonner wie gewünscht reagieren. Warnung vorweg: Wer sich einmal auf einen Lusitaner setzt, wird schnell verstehen, was es mit dem zu Tode zitierten „Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde“ auf sich hat.

Seine liebste Geschichte erzählt Diogo Lima Mayer Sr., wo sonst, vom Rücken seines Pferdes aus. "Vergangenes Jahr buchte ein polnisches Paar bei uns ein Zimmer, ohne von den Lusitanos zu wissen", erinnert sich der 65-Jährige. "Sie haben sich hier spontan für die erste Reitstunde ihres Lebens entschieden. Danach haben die beiden ihre Heimat verlassen, um sich in der Nähe von uns ein Grundstück und mehrere Pferde zu kaufen."

Anreise
Täglich nonstop von Wien nach Lissabon mit flytap.com. Das Hotel kann einen Transfer von Lissabon nach Arraiolos (ca. 1,5 Stunden)  organisieren. Wer lieber flexibel reist, kann auf ein Mietauto zurückgreifen.

Unterkunft
Gäste des Monte Velho Equo Resorts können zwischen Standard und Premium Zimmern wählen. Kosten: Ab 240 Euro pro Nacht inkl. Vollpension.

Reiten
Die Anzahl der gewünschten Dressureinheiten und Ausritte sollte mehrere Wochen vor der Anreise bekannt gegeben werden. Kosten: Dressureinheiten (1h) um je 100 Euro, Ausritte (1,5h) um je 60 Euro.

Package
Über pferdundreiter.de können ab 1069 Euro pro Person Kombinationswochen (Dressur + Ausritte) inkl. Vollpension gebucht werden.

Infos
montevelho.pt