Sonnenseiten des Lebens
Von Katharina Peyerl
Tina macht eine Wanderung mit ihrer Familie. Am Ziel angekommen, lässt sie sich in die Wiese fallen und seufzt: "Das war zwar anstrengend, aber ich bin glücklich, jetzt hier zu sein."
Tina fühlt sich wohl, ohne zu ahnen, dass sie gerade das "Anstrengungsglück" erlebt. Für Clemens Sedmak vom Zentrum für Ethik und Armutsforschung an der Universität Salzburg ist es einer der fünf Schlüssel zum Glücklichsein. Das "Anstrengungsglück" stellt sich ein, wenn wir beispielsweise einen Bergaufstieg hinter uns gebracht haben, der uns zwar viel abverlangt hat, aber dann Wohlbehagen auslöst.
Ein guter Anlass, sich mit Kinderglück zu befassen ist der heutige Welttag der Kinderrechte. Doch wie kommt es dazu - wie lautet die Formel fürs Glück? "Es kommt immer darauf an, welchen Zugang ein Mensch dazu hat", sagt Sedmak. Eine essenzielle Basis, um glücklich zu sein, sind Selbstachtung und Selbstvertrauen. Ein weiterer Aspekt ist das "Wohlfühlglück", das entsteht, wenn ein Kind sich in seiner Familie umsorgt und geborgen fühlt. "Das Augenblicksglück" wird Menschen zuteil, die den Moment genießen können und gedanklich nicht nur in der Vergangenheit oder Zukunft leben. Das "Redlichkeitsglück" wiederum entwickelt sich, wenn ein Mensch weiß, was richtig und wichtig für sein Leben ist. Und bereit ist, den Preis dafür zu zahlen.
Der letzte Punkt dreht sich um das "Gnadenglück", das den Zustand beschreibt, wenn wir etwas als nicht selbstverständlich erachten und dankbar dafür sind. Diese fünf Komponenten sollten für ein Kind gegeben sein, um dem Glücksgefühl ein Stück näherzukommen.
Kinderglück
Und wie können Eltern den Frohsinn ihres Nachwuchses fördern? Experte Sedmak nennt vier Faktoren. Kinder benötigen Raum - wenn möglich sogar ein eigenes Zimmer, um sich zu Hause geborgen zu fühlen und sich entfalten zu können. Ein weiterer Aspekt ist der Humor. "Zu Hause darf und soll gelacht werden", sagt der Theologe. Auch Freundschaften sind im Leben eines Kindes wichtig - genauso wie das Mitspracherecht innerhalb der Familie.
"In unserer Gesellschaft denken wir, je mehr Konsummöglichkeiten es gibt, desto glücklicher müssen die Menschen sein", sagt KURIER Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger. Ein Irrglaube, denn Glück sollte nicht nur an materielle Dinge geknüpft sein. "Es ist auch wichtig, dass Eltern ihrem Kind - bildlich gesprochen - Situationen schenken, in denen es Zuwendung, Geborgenheit und kommunikativen Austausch erlebt", weiß Leibovici. Ein Kind ist glücklich, wenn es in ein soziales System eingebettet ist und sich in seinem zu Hause geborgen fühlt. Wenn Konflikte gemeinsam angegangen werden, aber auch Spaß und Leichtigkeit Raum finden. "Ein Kind hat das Recht auf Glück", betont Sedmak. Es soll Kind sein und diesen Zustand entsprechend ausleben dürfen. Weiters haben Kinder das Recht, Erwachsenen zu begegnen und durch sie Vertrauen vermittelt zu bekommen. Damit gemeint sind insbesondere Eltern, Verwandte und Lehrer.
Kindern fällt es zwar spontan oft leichter als den Erwachsenen glücklich zu sein, dennoch brauchen sie eine starke Hand, die sie durch eine glückliche Kindheit führt.
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