Politik/Klima

Wie fahren wir in Zukunft besser?

Noch vor 150 Jahren hat eine Reise von Wien nach Innsbruck mehrere Tage gedauert – die Kutsche war jahrhundertelang das schnellste Reisevehikel. Dann kam die Eisenbahn, später das Automobil und schließlich das Flugzeug. Heute ist man mit dem Auto in knapp fünf Stunden am Ziel, mit dem Zug in knapp über vier Stunden und mit dem Flugzeug knapp unter einer Stunde (wenn man die Zeit zum Flughafen und zum Check-in nicht mitrechnet).

Alle Inhalte anzeigen

Mobilität wird schon seit Jahrzehnten als Grundrecht und Grundfreiheit gesehen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, auch wenn die Wissenschaft sehr wohl zu bedenken gibt, dass eine „verschränkte“ Mobilität, also der Zugang zu Waren, Orten und Personen, nicht unbedingt eine Verkehrsbewegung benötigt: Waren aller Art werden mittlerweile ziemlich schnell nachhause geliefert, und die immer attraktiveren Technologien der Kommunikation machen ein zeit- und ressourcenraubendes persönliches Treffen oft obsolet.

Die große Revolution der vergangenen 120 Jahre war der Zugang zu fossilen Treibstoffen. Martha Benz, die die erste längere Strecke von 106 Kilometern mit einem Verbrennerfahrzeug am 5. August 1888 absolvierte, musste ihr Benzin noch in einer Apotheke kaufen.

Heute finden wir weltweit Tankstellen mit fossilem Benzin oder Diesel in der Nähe jeder menschlichen Siedlung. Doch das Verbrennen von fossilen Treibstoffen heizt, inzwischen unbestritten und wissenschaftlich belegt, den Treibhaus-Effekt an, der die Temperaturen weltweit zu Wasser und zu Lande steigen lässt, mit früher oder später katastrophalen Auswirkungen für das Leben auf der Erde, auch für uns Menschen.

Die Nutzung fossiler Treibstoffe muss also möglichst bald ein Ende haben, sind sich inzwischen auch alle Staaten der Erde einig. Die Frage ist, wie das gelingen kann. Die Mobilität ist weltweit zwar nicht der größte Verbraucher fossiler Energien, das sind (noch) die Energie- und Wärmeproduktion, doch mit 25 bis 30 Prozent einer der größten Emittenten von Treibhausgasen.

Also: Wie wird sich die Mobilität in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ändern? Vom Gehen über das Radfahren, von der Mobilität in Personenkraftwagen und dem öffentlichen Nahverkehr (kurz: Öffis), bis zum Bahnnetz und dem Flugzeug? 

Stadtverkehr

Unbestritten ist, dass der innerstädtische Verkehr immer schlechter mit Privat-Pkw bestritten werden kann. Städte wachsen, und wenn mit dem Bevölkerungszuwachs auch die Anzahl der Pkw steigen würde, wird der städtische Verkehr über kurz oder lang zum Erliegen kommen. Daher werden, jedenfalls die europäischen Städte, aber auch immer mehr Metropolen in Asien, derart umgebaut, dass der Großteil des täglichen Lebens zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Straßenbahn, Autobussen und U-Bahnen, und einem kleinen Teil mit Car-Sharing und Taxis bewältigt werden kann. Maßnahmen wie die City-Maut (wie in London), oder eben die Parkraumbewirtschaftung (wie in Wien, sie ist nur eine andere Form der City-Maut) zwingen die Bürger letztlich dazu, auf das private Auto immer öfter zu verzichten.

Verbrenner-Autos gegen Elektroautos

Etwas bizarr verläuft in Österreich die Debatte rund um das Verbrenner-Aus: Bizarr deshalb, weil Teile der Politik suggerieren, dass diese Entscheidung erst noch getroffen werden muss, obwohl auf EU-Ebene und mit der Stimme Österreichs bereits das gesetzliche Aus für Neuwagen mit CO2-Emissionen ab 2035 bereits Gesetz ist.

Neuwagen dürfen dann nur mehr zugelassen werden, wenn sie keine Emissionen (aus der Verbrennung von fossilen Treibstoffen) mehr emittieren, eine Ausnahme gibt es nur für synthetische Kraftstoffe (E-Fuels), in denen der dafür benötigte Kohlenstoff zuvor aus der Luft technisch herausgeholt wurde (Carbon Capture), die also klimaneutral sind. 

Der Haken dabei: Trotz Versprechungen der Fossil-Industrie gibt es diese nicht, jedenfalls nicht annähernd in den wahrscheinlich benötigten Mengen. Und wenn es sie gibt, werden sie wahrscheinlich sehr teuer sein, da die zur Produktion benötigten enormen Energiemengen ebenfalls klimaneutral sein müssen, also Ökostrom verwendet werden muss. Da werden im Vergleich die batterie-elektrischen Fahrzeuge (E-Autos), die einen Bruchteil der Strommenge für die gleiche Strecke benötigen, immer günstiger sein.

Dazu kommt, dass in Europa ebenfalls bereits beschlossen ist, dass Benzin und Diesel (als auch Heizöl) ab 2027 jedes Jahr teurer werden, weil jedes Unternehmen, das Treibstoffe verkaufen will, dafür „Verschmutzungsrechte“ (Emissionszertifikate über den ETS2-Markt) kaufen muss. Von diesen Zertifikaten wird es jedes Jahr weniger geben, was den Preis in die Höhe treiben wird.

Bahn und Bahnnetz

Sehr viel Aufholbedarf haben die europäischen Bahnen und Bahnnetze. Österreich ist im EU-Vergleich beim Ausbau und Betrieb der Züge und Zugverbindungen weit vorne, und dennoch nicht optimal. Auf EU-Ebene sind die transeuropäischen Netze etwa mit Blick auf Hochgeschwindigkeitsverbindungen bisher stark vernachlässigt worden. Besonders das riesige Bahnnetz von Deutschland sticht hier heraus, das jahrzehntelang vernachlässigt wurde, und wo derzeit mehr als jeder Dritte Zug nur mit Verspätung ankommt.

China hat gezeigt, wie man in nur 20 Jahren von null weg ein sensationelles Hochgeschwindigkeitsnetz aufbauen kann. Ein Vergleich ist da aber insofern nicht tauglich, als dass China weder demokratisch regiert noch unter Einbindung der Bürger solche Entscheidungen trifft.

Warentransport

Nur am Rande soll hier erwähnt werden, dass die Transportindustrie, vor allem die Frächter, vor immensen Herausforderungen stehen, da, anders als bei den Pkw, die Lkw-Industrie bisher nur zaghafte Fortschritte macht, den Lkw-Verkehr leistbar zu dekarbonisieren. Ebenso zaghaft müssen die Versuche gesehen werden, den Warentransport auf die Schiene zu verlagern, der Anteil ist in den vergangenen Jahrzehnten eher rückläufig statt steigend.        

Ähnliches gilt für die Schifffahrt. Die derzeit größten Containerschiffe transportieren heute bis zu 24.000 Container, doch wie das ohne den Energieträger Öl in Zukunft möglich werden soll, ist nicht klar. Immerhin macht der Transport fossiler Energieträger fast die Hälfte des weltweiten Schiffsverkehrs aus.

Flugzeug

Auch beim Flugverkehr sind derzeit keine fossil-freien Lösungen in Sicht. Alle Versprechen der Luftfahrtindustrie, in Zukunft jedes Jahr immer mehr klimaneutrale Treibstoffe (SAF, sustainable aviation fuels) dem fossilen Flugbenzin beimischen zu wollen, haben sich bisher als unwahr herausgestellt. Das hat vor allem damit zu tun, dass es keinerlei verpflichtende Quoten zur Beimischung gibt, und Fluggesellschaften einfach höhere Gewinne erzielen können, wenn sie auf klimaneutrale Treibstoffe verzichten. Nicht einmal die EU traut sich hier, strenge Regelungen aufzustellen, vor allem mit dem Argument, keinen Wettbewerbsnachteil erzeugen zu wollen.    

Alle Inhalte anzeigen