Politik/Inland

Wenn Senioren wischen und zoomen

Was ist ein Smartphone? Wie speichere ich eine Telefonnummer in mein Handy? Wozu sind mobile Daten gut, und sind drei Gigabyte viel?

Es sind Fragen wie diese, die Digital Natives (Kinder der digitalen Welt) zum Schmunzeln, aber Ältere zum Grübeln und mitunter zur Verzweiflung bringen.

Jene 33,6 Prozent der Pensionisten beispielsweise, die laut Statistik Austria noch nie das Internet benutzt haben. Jene, die Zeit ihres Berufslebens keine Computer bedienen mussten. Die wissen, was ein Vierteltelefonanschluss ist, aber nicht, was unter Android zu verstehen ist. „Begriffe wie WLAN und WhatsApp werden oft verwechselt. Aber nicht nur von Senioren, sondern auch von Mittfünfzigern“, sagt Sigrid Prammer.

WLAN vs. WhatsApp

Vor drei Jahren hat die Oberösterreicherin begonnen, Smartphone-Kurse für ältere Menschen zu entwickeln und zu unterrichten. Gemeinsam mit dem heimischen Senioren-Handyhersteller Emporia wurde der „Smartphone-Führeschein“ kreiert, den es seit 2018 als Schulungsangebot des Wirtschaftsministeriums in Kooperation mit dem Seniorenrat gibt.

Besuchen Ehepaare den Kurs, was häufig vorkommt, so sei es unabdingbar, dass jeder sein eigenes Handy mitnimmt. „Damit jeder eigenständig üben kann und nicht hinterher zu Hause sagt: ,Das schaut aber bei mir ganz anders aus.‘“

Herr Alois hat sich extra für den Kurs ein Handy zugelegt, wie er im KURIER-Gespräch erzählt. Der 81-Jährige und seine Frau wollten mehr mit den Enkeln kommunizieren und „unbedingt wissen, wie das mit dem Handy überhaupt funktioniert.“ Sechs Wochen, à drei Stunden-Einheiten später hat der Linzer viel geübt, einen „Smartphone-Führerschein“ bestanden und keine „Angst mehr, Fehler zu machen.“

Eben „diese Angst abzubauen, Vertrauen zu schaffen und sich spielerisch mit der Technik und den Möglichkeiten des Smartphones auseinanderzusetzen ist Ziel jedes Handy-Kurses“, sagt Prammer. „Ältere sagen immer: ,Ich mache etwas falsch.‘ Junge sagen oft, wenn etwas nicht funktioniert: ,Das Gerät ist schuld.‘“ Deshalb beginne jeder Kurs mit grundlegenden Informationen. Der Erklärung, wodurch sich ein Tastentelefon von einem Smartphone unterscheidet beispielsweise. Oder, wie die Tastatur funktioniert.

„Wenn man lange auf das U drückt, dann kommen die Umlaute. Das habe ich zum Beispiel vor dem Kurs nicht gewusst“, sagt Herr Alois. Mit dieser Wissenslücke ist der Pensionist nicht allein. Viele wüssten vor Kursbeginn nicht, dass „kurzes und langes Drucken jeweils zu einem anderen Ergebnis führt“, sagt Prammer. „Und, dass man tippen, wischen und zoomen kann, es neben Buchstaben auch Emoticons gibt, die man in einer SMS oder mit WhatsApp verschicken kann.“

Jede Kurs-Einheit ist gleich aufgebaut: Erst wird das Prinzip des Vorgangs besprochen, dann werden die einzelnen Schritten erklärt. Im anschließenden Übungsteil wiederholt jeder das Gelernte selbstständig auf seinem Smartphone. Stets gehe es darum, „die digitalen Prinzipien zu verstehen, Angst zu nehmen und durch das Üben Sicherheit zu schaffen“.

Als Beispiel nennt die Smartphone-Trainerin das Einspeichern von Telefonnummern in die Kontakte im ersten Kurs-Modul oder das Verbinden mit einem WLAN-Netzwerk in der vierten Lern-Einheit. Seien die Prinzipien erst einmal verstanden und geübt, hätten die ältere Generationen auch keinerlei Scheu mehr, Fotos mit dem Handy zu machen und selbige zu verschicken.Geholfen hat Herrn Alois, wie er erzählt, insbesondere die letzte Kurseinheit. „Ich weiß jetzt, dass WhatsApp nichts kostet und dass es auf YouTube Erklärungsvideos, aber auch viel Blödsinn gibt.“

Infos:

 https://www.fit4internet.at/

Hotline: Die fit4internet-Hotline 0800-22 10 55 ist gebührenfrei aus ganz Österreich, Montag bis Freitag von 10h – 14h erreichbar.
Kaffee Digital: Die Schnupperkurse „Kaffee Digital“ sind kostenfrei, werden nach Bedarf für 20-50 TeilnehmerInnen für die „ältere Generation“ mit wenig bis gar keiner Erfahrung mit dem mobilen Internet durchgeführt. Nächster Termin: 14.1. Wien

Smartphoneführerschein: In Oberösterreich werden in allen Bezirken  gegen einen Unkostenbeitrag Kurse in sechs Modulen angeboten. Interessierte können sich unter der fit4internet-Hotline anmelden.