Nach Fan-Kritik: Strache greift FPÖ auf Facebook an
Von Johannes Arends
Norbert Hofer hielt sich am Wahlabend noch bedeckt, was die Zukunft von Heinz-Christian Strache betrifft. Auf der Facebook-Seite des ehemaligen Parteichefs war von Zurückhaltung dagegen keine Spur mehr. Dort ließen enttäuschte FPÖ-Wähler ihrem Frust freien Lauf. Und der richtete sich am Wahlabend ganz eindeutig gegen Strache selbst, der bisher so sehr auf seine treue Facebook-Community mit knapp 800.000 Fans zählen konnte.
"Sei endlich mal ruhig für längere Zeit", war da noch eine der netteren Wortmeldungen. "Danke Herr Strache für dieses miserable Wahlergebnis", oder "Raus mit dem Schmarotzer Strache!", hieß es da mitunter.
Oder etwas differenzierter: "Ganz ehrlich? Wegen HC haben wir diese Scheiße wo wir jetzt sind! Und dann wird von der eigenen Partei sein Posting geteilt? (Strache rief am Sonntag zur Wahl auf und warnte vor Schwarz-Grün, Anm. d. Red.) Er sollte aus meiner Sicht gar nichts mehr hinzufügen und schauen, dass er sein Leben in den Griff bekommt!"
"Habe Strache immer die Stange gehalten, habe ihm auch das Ibiza-Video verziehen weil er reingelegt wurde. Aber mit der Spesenaffäre war er endgültig unten durch bei mir."
Strache geht in die Offensive
Und Heinz-Christian Strache? Der regierte direkt auf die Vorwürfe seiner Fans, ging in die Gegenoffensive. Mal verlor er sich in Verschwörungstheorien in Bezug auf die Spesen-Vorwürfe, ein andermal kritisierte er direkt den Wahlkampf der FPÖ.
Ein Fan warf dem Ex-Parteichef vor, er habe die FPÖ "groß gemacht und gleichzeitig zerstört und Norbert Hofer soll jetzt in kürzester Zeit alles wieder gut machen". Strache antwortete daraufhin: "Ob nicht die Anbiederung an die ÖVP und die fehlende Verteidigung bei den miesen Angriffen und Verleumdungen gegen meine Person vielen Bürgern missfallen hat!"
All diese Postings und Antworten hat Strache mit seinem privaten Account, "Heinz-Christian Strache", verfasst. Seine offizielle Facebook-Seite "HC Strache", um deren Inhaberschaft es immer wieder Diskussionen gab, wurde zudem scheinbar noch am Wahlsonntag auf Facebook als "Marke" angegeben - und nicht, wie bisher, als "Politiker".
Politische Werbung muss auf Facebook zwingend als solche angegeben werden; die Umstellung könnte also ein Hinweis darauf sein, dass Straches Zukunft aus Sicht der Partei nicht mehr in der Politik liegt. Die Parteiausschluss-Debatte um Strache ist somit um ein weiteres Kapitel reicher.
Was sich am Wahlabend auf Heinz-Christian Straches Facebook-Seite abspielte, könnte dennoch nur ein Vorspiel dafür gewesen sein, was ihm diese Woche blüht. In den kommenden Tagen wollen die Parteigremien über den Parteiausschluss von Strache beraten.
Dem Vernehmen nach wollte Strache noch am Wahlsonntag in der Hofburg auftreten, er sagte aber in letzter Sekunde ein Interview mit Servus TV ab, wie ranghohe FP-Funktionäre dem KURIER verrieten.