Spesenaffäre traf FPÖ heftiger als Ibiza-Video
Die großen Überraschungen bei dieser Wahl sind das fulminante Comeback der Grünen (auf 14 Prozent) und die großen Verluste der FPÖ (minus 9,6 Prozentpunkte) auch zugunsten der ÖVP (37,1 Prozent). Ist das Wahlergebnis für Experten wie OGM-Meinungsforscher Johannes Klotz und Mediencoach Gerald Groß überraschend?
Dass die Freiheitlichen durch ihre Skandale Verluste einfahren würden, sei klar gewesen, so Klotz. Nach Ibiza seien bereits Einbußen in den Umfragen zu vermerken gewesen. Die hätten sich nach einiger Zeit aber wiederum stabilisiert. Das Ausmaß der Verluste für die Freiheitlichen sei dennoch nachvollziehbar. Und zwar, weil die im Ibiza-Video angesprochenen Machenschaften für Wähler weniger greifbar seien, als die Spesenaffäre der letzten Zeit, so Klotz. „Das Gucci-Handtascherl und der Zuschuss zum Domizil in Klosterneuburg tut weh, wenn der Großteil des FPÖ-Klientel schauen muss, ob man sich die nächste Miete leisten kann“, sagt Klotz.
Wer die Wählerstromanalyse betrachte, finde drei große Bewegungen, die das Ergebnis erklärten, sagt Klotz weiter. Etwa ein Abwandern von den Blauen zurück zum Nicht-Wähler-Lager und eine Abwanderung zur ÖVP. Bei den Sozialdemokraten wechselten viele Wähler zu den Grünen, so der Meinungsforscher.
Die Grünen profitierten enorm vom allgegenwärtigen Thema Klimaschutz. Das zuletzt auch durch Fridays-for-future in aller Munde war und in diesem Wahlkampf eine große Rolle gespielt hat. Und von der niedrigeren Wahlbeteiligung, sagt der Mediencoach Gerald Groß im Schau.tv-Interview.
Kogler, die Lokomotive
„Werner Kogler hat neben Beate Meinl-Reisinger am meisten gezeigt, dass er Wahlkampf kann und dass er eine Lokomotive ist“, erklärt Gross weiter den massiven grünen Gewinn. Zusätzlich ergänzt Klotz, seien viele Wähler, die bis zum Schluss unentschlossen waren, möglicherweise durch die große Klimademonstration in der letzten Woche von den Neos auf die Grünen umgeschwenkt.
Hat Kurz nun die Qual der Wahl? Eigentlich nein, sagt Groß. Türkis-Grün dränge sich am ehesten auf, sagt er. Klotz sieht dafür auch unter den Anhänger beider Parteien immer mehr Akzeptanz. „Mit diesem Wahlergebnis könnte es auch unter Grünen mehr Sympathien für eine türkis-grüne Koalition geben“ sagt OGM-Forscher Klotz.
Diana Dauer
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