Rendi-Wagner: Scharfe Kritik an Kurz und Doskozil
Dass Bundeskanzler Sebastian Kurz am Tag des Gedenkakts für die Corona-Toten davon gesprochen hat, dass sich "Weltuntergangsszenarien" hinsichtlich der Pandemie nicht bewahrheitet hätten, war nach Ansicht von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner unpassend: Für jeden der Hinterbliebenen sei eine Welt untergegangen, so Rendi-Wagner im ZiB 2-Interview am Freitagabend.
Aber auch darüber hinaus kritisierte sie die Corona-Politik des Kanzlers scharf: ohne dessen "inkonsequente, fast mutlose Politik" könnten wir jetzt schon viel weiter sein. Wir würden dann nicht nur "nur über Öffnungen vielleicht im Mai reden", sondern es wäre bereits jetzt mehr möglich.
Ganz klar bezog Rendi-Wagner aber auch innerparteilich Stellung - für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und gegen den burgendländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: Ludwig sei angesichts der hohen Belegung der Intensivbetten "den richtigen und notwendigen Weg" gegangen. Das von Doskozil verkündete Ausscheren des Burgenlands aus dem Ostlockdown ab kommendem Montag gäben "die Zahlen überhaupt nicht her". Das sei "sicher zu früh". Auf die Frage, ob Doskozil also ein zu hohes Risiko eingehe, antwortete sie lapidar: "Das ist so." Sie hoffe, es sei ihm die Situation bekannt.
Ob sie für die Nachfolge Rudolf Anschobers als Gesundheitsminister gefragt worden sei? Nein, "ich wurde nicht gefragt". Und sie sehe ihre Aufgabe, in ihrer derzeitigen Funktion, ihr Wissen und ihre Expertise zur Verfügung zu stellen.
Die Schuld am Rücktritt Anschobers sieht sie bei Kanzler Kurz: Anschober habe dessen Unterstützung nicht mehr gehabt.