Politik/Inland

Millionärssteuer: Betroffene sind offenbar selbst dafür

Wird der Unterschied zwischen den Wohlhabenden und den Armutsgefährdeten zu einem Problem?

Ja, antwortet die überwiegende Mehrheit der in Österreich lebenden Menschen. 85 Prozent bereitet das Auseinanderdriften der Gesellschaft mittlerweile „große“ oder zumindest „gewisse“ Sorgen. Das hat eine im Auftrag der Angestellten-Gewerkschaft GPA vom IFES-Institut erstellte Umfrage nun ergeben.

Mit einer sogenannten Aktionswoche startet die GPA diese Woche einen neuerlichen Versuch, die Idee der Millionärssteuer breiter zu propagieren. Die von IFES gewonnenen Ergebnisse sollen das Drängen empirisch untermauern.

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Dass eine der gewichtigsten Teil-Gewerkschaften Vermögen besteuern will (ab 1 Million Euro Vermögen wären im GPA-Modell 0,5 Prozent Besteuerung fällig, ab 2 Millionen: 1 Prozent und über 3 Millionen: 1,5 Prozent, Anm.) ist nicht überraschend. „Das tun wir mittlerweile seit vielen Jahren“, sagt GPA-Chefin Barbara Teiber.

Überraschend ist allerdings, wer sich Erbschafts- und Vermögenssteuern vorstellen kann, um damit die Kosten der gegenwärtigen Krisen zu bewältigen: Auf die Gesamtbevölkerung gemessen, halten zwei von drei Österreichern (70 %) Vermögenssteuern ab einer Million Euro für eine „gute“ oder sogar „sehr gute“ Idee.

Spannend ist, dass die auffallend hohe Zustimmung auch bei Sympathisanten all jener Parteien zu beobachten ist, die sich in der politischen Debatte bislang eher gegen Vermögenssteuern aussprechen.

Sowohl bei den Wählern der ÖVP (76 %), der FPÖ (72 %) also auch bei den Neos (62 %) ist die überwiegende Mehrheit der Sympathisanten prinzipiell klar für Erbschafts- und Vermögenssteuern.

Wie ist das zu erklären? Warum sollten beispielsweise wirtschaftsliberale Wähler eine neue Steuer bzw. Abgabe befürworten?

Abgesehen von der eingangs geschilderten Wahrnehmung, dass die materiellen Unterschiede zwischen Arm und Reich zunehmend als ein Problem empfunden werden, spielt möglicherweise auch die verbreitete Empfindung eine Rolle, dass harte Arbeit wenig zählt.

Harte Arbeit

Die IFES-Studie bildet dieses Gefühl mit mehreren Fragen ab. So gibt es beispielsweise nur eine Bevölkerungsgruppe, die mehrheitlich glaubt, dass man sich in Österreich mit „harter Arbeit“ sehr wohl noch ein Vermögen aufbauen kann, nämlich: die Gruppe der Männer unter 30 Jahren. Alle anderen Bevölkerungsgruppen sind ausnahmslos und in einem überwältigenden Maß überzeugt, dass es heute nur eine Möglichkeit gibt, zu Vermögen zu kommen: Indem man ordentlich erbt.

Ein weiteres, bemerkenswertes Detail der Erhebung: Die Mehrheit der potenziell Betroffenen hätte offenbar gar kein Problem damit, für das eigene Vermögen eine neue Steuer zu bezahlen.

Laut IFES sind rund zwölf Prozent der Menschen überzeugt, dass sie von einer allfälligen Millionärssteuer betroffen wären, sprich: Sie verfügen über Netto- oder Immobilien-Vermögen von einer Million Euro oder mehr. Und von diesen „vermutlich Betroffenen“ sagt mehr als die Hälfte (56 %), es wäre eine „sehr gute“ oder „gute“ Idee, würde man ihr Vermögen zur Bewältigung der Krise besteuern.