Mehrheit hält FPÖ für nicht regierungsfähig
Von Michael Bachner
FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky hat den großen Wunsch der FPÖ unterstrichen, nach der Wahl wieder mit der ÖVP zusammen zu gehen. Er schränkt aber ein: „Wir betteln nicht“ darum, die FPÖ entspreche nur dem Wunsch der Wähler. Das sagte Vilimsky in der Ö1-Reihe „Im Journal zu Gast“,
Umfragen belegen den Wähler-Wunsch, den der FPÖler zu kennen glaubt, nicht – im Gegenteil.
Für das profil hat Unique Research die klassische Sonntagsfrage nach der Parteienpräferenz der Wähler gestellt (Ergebnis: ÖVP 36%, SPÖ und FPÖ je 20%, Grüne 12%, Neos 9%, Liste Jetzt 1%), aber auch Koalitionsvarianten abgefragt. Dabei kommt unter anderem heraus, dass 60 Prozent der Bevölkerung die Blauen nicht für regierungsfähig halten. Das wiederum bestätigt auch eine OGM-Umfrage für den KURIER von Anfang August. Da waren es über alle Wählergruppen hinweg 51 Prozent, die der FPÖ die Regierungsfähigkeit absprechen.
ÖVP-Wähler auf Distanz
„Es ist wenig verwunderlich, dass dieser Wert nach der Casinos-Affäre zunimmt“, sagt Meinungsforscher Peter Hajek zum KURIER. Hintergrund sei, dass mehr und mehr ÖVP-Wähler zu einer Neuauflage von Türkis-Blau „auf Distanz“ gehen. Hajek: „Ungefähr die Hälfte aller ÖVP-Anhänger sehen die Freiheitlichen mittlerweile sehr kritisch. Das wird zunehmend auch zu einem Problem für Sebastian Kurz.“
In der Volkspartei seien zwei Strategien zu bemerken, sagt der Polit-Experte. Einerseits werden ständig neuen Themen gebracht, von den Makler-Gebühren, die der Vermieter zahlen soll, bis zur Ausweitung des Kopftuchverbots. So werde versucht, das Koalitionsthema „wegzudrücken“. Andererseits betone die ÖVP nun stärker, ohnehin mit allen Parteien zu reden und nicht nur mit der FPÖ. Hajek: „So hält Kurz die eigenen Anhänger bei Laune.“
Die Umfrage zeigt schließlich, dass Kurz aus den Skandalen der letzten Zeit und den Turbulenzen bei den Blauen auch nicht unbeschadet hervor geht: 47 Prozent der Befragten geben bei Unique Research an, der frühere Kanzler habe bei ihnen persönlich an Ansehen verloren.
Außerdem: In der fiktiven Kanzlerfrage liegt Kurz mit 32 Prozent zwar weiter klar voran, hat aber im Vergleich zur Juli-Befragung fünf Prozentpunkte eingebüßt. Spannend: 15% der Befragten würden FPÖ-Chef Norbert Hofer in einer Direktwahl zum Kanzler wählen, erst dann kommt mit 12% SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.