Regierung präsentiert "Bioökonomie"-Strategie
"Die Klimakrise ist die große Herausforderung unserer Zeit", wir alle konnten sie spüren, so Klimaministerin Leonore Gewessler, die auch auf die Unwetter der jüngsten Zeit verwies.
Die Bilder führten uns vor Augen, was noch auf uns zukommen könnte. Der Klimaschutz müsse immer "mit am Tisch sitzen". Unsere Wirtschaft müsse daher zu "mehr Nachhaltigkeit" transformiert werden.
Daher habe man "Leuchttürme der Bioökonomie" entwickelt. Drei Hebel brauche es:
- Fossile Rohstoffe durch nachwachsende, biogene ersetzen.
- Effizienter werden im Umgang mit Ressourcen (Reparieren muss sich wieder lohnen).
- Bioökonomie braucht Forschung und Innovation.
Die Wirtschaft habe erkannt, welche Chance im Klimaschutz liegt, zeigte sich Gewessler erfreut.
Sie verwies auch auf den geplanten Reparaturbonus ab 2022. Bei der Aktion werden Reparaturkosten von Elektrogeräten bis zu einem Maximalbetrag von 200 Euro gefördert. Als positives Beispiel für Ressourcennutzung hob die Umweltministerin den oberösterreichischen Faserhersteller Lenzing hervor. Dieser verwende Holzfasern sowie Alttextilen und mache neue Fasern daraus.
Er unterstütze die Bioökonomie-Strategie ausdrücklich, so Bildungsminister Heinz Faßmann. Es handle sich um "ein Gebot der Gegenwart und wahrscheinlich noch mehr ein Gebot der Zukunft".
Produkte aus der Bioökonomie müssten wettbewerbsfähig sein - sie dürften nicht so teuer sein, dass sie für viele nicht leistbar seien.
Der Wissenschaftsminister stellte mehrere Forschungsprojekte im Bereich der Bioökonomie vor: Beim "CarboFeed" an der Boku Wien geht es um die Umwandlung von CO2 in Futtermittel mit Hilfe von Hefepilzen; bei "ReGas 4 Industry" an der TU Wien werden u. a. Klärschlamm und Gärreste zu Gas umgewandelt; das HyCentA (Hydrogen Center Austria) an de TU Graz fördert die Nutzung von Wasserstoff als regenerativem Energieträger; und an der Montanuniversität Leoben wird zu Verbundmaterialien aus biobasierten Fasern geforscht, die unter anderem in der Automobilindustrie eingesetzt werden können.
Faßmann wies auch auf die demographische Entwicklung hin. Auch die gelte es im Blick zu halten. Bevölkerungswachstum sei ein Treiber all der Dinge, die wir mit Sorge beobachten. Die Weltbevölkerung werde von aktuell 7,8 Milliarden Menschen bis zum Ende des Jahrhunderts laut aktuellen Schätzungen auf 10,9 Milliarden anwachsen.
Die Bioökonomie sei ein zentraler Bestandteil, um nachwachsende Rohstoffe zu nutzen. Da spiele die Land- und Forstwirtschaft eine entscheidende Rolle, so Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Diese sei auch ein ganz wesentlicher Wirtschafts- und damit Arbeitsplatzfaktor, insbesondere im ländlichen Raum.
Österreich habe "beste Voraussetzungen", weil knapp die Hälfte mit Wald bedeckt sei und mehr Holz nachwachse als entnommen werde. Neben dem Wald als "wichtigste Klimaanlage" verwende man Schadholz für die energetische Nutzung und aus Holz würden Grundchemikalien und Biokunststoffe erzeugt. Leuchtturm-Forschungsprojekte in Österreich gibt es laut Köstinger im Bereich Holzbau sowie Holzdiesel und Holzgas. "Verbrennungsmotoren werden wir weiter brauchen."
Köstinger erinnerte auch daran, dass die damalige ÖVP-FPÖ-Regierung bereits eine Strategie für Bioökonomie auf den Weg gebracht habe.
Klimaschutz ohne Verzicht?
"Es gibt etwas, auf das ich keinesfalls verzichten möchte: die Zukunft unserer Kinder." So antwortete Gewessler auf die Frage, was sie zu den Äußerungen von Bundeskanzler Kurz sage, Klimaschutz sei ohne Verzicht möglich. Sie gebe ihm recht: Es gehe nicht um eine Rückkehr in die Vergangenheit, sondern um Zukunft.
Kurz habe sehr "deutliche und richtige Worte" gefunden, meinte dazu Köstinger. Es werde auch in Zukunft große Bauprojekte geben, die Arbeitsplätze schaffen und Mobilität sichern. Es brauche auch ländliche Räume, lebendige Dörfer.